2. September
Lesung 4-6
Stephan brachte den christlichen Glauben und den Königstitel nach
Ungarn. Vom Papst erhielt er die Königskrone und wurde in seinem Auftrag
zum König gesalbt; darum stellte er auch sein Reich dem Apostolischen
Stuhle zur Verfügung. Er errichtete mehrere fromme Häuser zu Rom,
Jerusalem und Konstantinopel; in Ungarn gründete er mit besonderem
Glaubenseifer in freigebiger Weise das Erzbistum Gran und zehn Bistümer.
Seiner Liebe zu den Armen entsprach seine Freigebigkeit; er umfing sie
wie Christus selbst; nie ließ er einen traurig und unbeschenkt von
dannen gehen; ja, wenn seine Mittel zu Ende waren, verteilte er in
seiner Güte sogar des Öfteren die Hausgeräte, um ihre Not zu lindern. Er
wusch auch häufig mit eigenen Händen den Armen die Füße, besuchte des
Nachts allein und unerkannt die Krankenhäuser, bediente die Kranken und
erwies ihnen alle notwendigen Liebesdienste. Zum Lohn für dieses
Tugendhafte Handeln blieb seine Rechte ganz unverwest, indes der übrige
Körper zerfiel. In seinem Gebetseifer brachte er die Nächte fast ganz schlaflos zu;
wenn er in die Betrachtung der himmlischen Wahrheiten versunken war,
wurde er bisweilen den Sinnen entrückt, und man sah wie er in die Höhe
schwebte. Den Anschlägen seiner Gegner und den Angriffen seiner
mächtigen Feinde entrann er mehr als einmal dank seines Gebetes ganz
wunderbarerweise. Er war vermählt mit Gisela von Bayern, der Schwester
des heiligen Kaisers Heinrich. Seinen Sohn Emerich, den sie ihm
schenkte, lehrte er gediegene Zucht und Frömmigkeit; seine spätere
Heiligkeit ist der Beweis dafür. Zu den Regierungsgeschäften berief er
von überallher die klügsten und frömmsten Männer und unternahm nie etwas
ohne ihren Rat. Demütig flehte er, in Sack und Asche gehüllt, immer
wieder zu Gott, er möge ihm die Gnade gewähren, vor seinem Tode noch das
ganze Ungarnland katholisch zu sehen. Wegen seines großen Eifers für
die Ausbreitung des Glaubens wird er mit Recht der Apostel dieses Volkes
genannt; vom Papst wurde ihm und seinen Nachfolgern das Recht
verliehen, sich ein Kreuz vorantragen zu lassen. Mit glühender Liebe verehrte er die Gottesmutter; er baute ihr zu
Ehren eine herrliche Kirche und erklärte sie zur Patronin Ungarns. Von
der heiligen Jungfrau hinwiederum wurde er gerade an ihrem
Himmelfahrtstag in den Himmel eingeführt. Diesen Tag nennen die Ungarn
auch auf Anordnung ihres heiligen Königs den Festtag der großen Herrin.
Sein heiliger Leib verbreitete einen lieblichen Wohlgeruch und strömte
eine himmlische Flüssigkeit aus; unter vielen, mannigfachen Wundern
wurde er auf Anordnung des Papstes an eine würdige Stelle übertragen und
dort in ehrenvoller Weise beigesetzt. Sein Fest setzte Papst Innozenz
XI. auf den 2. September fest, wegen des herrlichen Sieges, den an
diesem Tage das Heer Leopolds I., des erwählten römischen Kaisers und
Königs von Ungarn, bei der Eroberung Ofens mit Gottes Hilfe über die
Türken errang.
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