22. September
Lesung 4-6
Thomas wurde im Jahre 1488 zu Fuenlana in der Diözese Toledo in
Spanien geboren. Von seinen guten Eltern erhielt er schon zu Beginn
seines Lebens Sinn für Frömmigkeit und ein außerordentlich mitleidiges
Herz gegen Arme mit. Schon als Knabe hat er das mehrfach bewiesen.
Bekannt ist jedoch vor allem, daß er mehr als einmal seine eigenen
Kleider auszog, um Nackte zu bekleiden. Nach Ablauf der Kinderjahre
wurde er nach Alkala geschickt, um dort als Zögling im großen Seminar
des hl. Ildephons den Wissenschaften sich zu widmen. Beim Tode seines
Vaters wurde er heimgerufen; er bestimmte jedoch sein ganzes Erbe für
den Unterhalt armer Mädchen und kehrte sofort wieder ins Seminar zurück.
Nachdem er den theologischen Studiengang vollendet hatte, ragte er
derart durch Gelehrsamkeit hervor, daß er an der gleichen Universität
den Lehrstuhl besteigen mußte und in staunenswerter Weise Vorlesungen
über philosophische und theologische Fragen hielt. Unterdessen flehte er
ununterbrochen und inständig zu Gott um die Wissenschaft der Heiligen
und um die rechte Lebensart. Auf Gottes Eingebung hin trat er dann in
den Orden der Eremiten vom heiligen Augustinus ein. Er machte Profeß und zeichnete sich nun durch alle Tugenden und
Eigenschaften eines guten Ordensmannes aus, durch Demut, Geduld,
Enthaltsamkeit und vor allem durch glühende Liebe zum Nächsten. Trotz
seiner mannigfachen ununterbrochenen Arbeiten war sein Geist steht
unverwandt ins Gebet und in die Betrachtung der göttlichen Wahrheiten
versunken. Ob seiner hervorragenden Heiligkeit und Gelehrsamkeit mußte
er das Predigtamt übernehmen; von der Gnade Gottes erleuchtet, führte er
unzählige Menschen aus dem Schmutz des Lasters heraus auf den Weg des
Heils. Dann wurde er auch mit der Leitung seiner Mitbrüder betraut. Mit
Klugheit, Gerechtigkeit und Milde verband er einen ebenso großen Eifer
und Strenge, so daß er die alte Zucht Seines Ordens in vielen Klöstern
befestigen oder wiederherstellen konnte. Er wurde zum Erzbischof von Granada ernannt, lehnte jedoch in seiner
staunenswerten Demut dieses hohe Amt entschieden ab. Bald darauf mußte
er aber im Gehorsam gegen seine Oberen die Leitung der Kirche von
Valencia übernehmen. Etwa 11 Jahre verwaltete er sie und zeigte sich in
allem als heiliger, wachsamer Hirt. Im übrigen veränderte er in keiner
Weise seine gewohnten Lebensweise, ja er gab jetzt noch viel mehr seiner
unstillbaren Liebe nach; die reichen Einkünfte seiner Kirche verteilte
er an die Armen, für sich behielt er nicht einmal ein Bett. Denn das,
auf dem er lag, als er in die Ewigkeit abberufen wurde, hatte er von dem
Manne wieder geliehen, dem er es kurz zuvor an Stelle eines Almosens
geschenkt hatte. Er entschlief im Herrn am 8. September, 68 Jahre alt.
Die Heiligkeit seines Dieners wollte Gott schon zu Lebzeiten und dann
auch nach seinem Tode durch Wunder bezeugen; so fand man den Speicher,
der nach Verteilung des Getreides An die Armen vollständig leer gewesen,
plötzlich wieder vollgefüllt; ferner erhielt an seinem Grabe ein toter
Knabe das Leben wieder. Da er durch diese und noch viele andere
Wunderzeichen glänzte, nahm ihn Papst Alexander VII. in die Zahl der
Heiligen auf.
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