24. September
Lesung 4-6
Als der größte und zwar der fruchtbarste Teil Spaniens unter dem
harten Joch der Sarazenen schmachtete und unzählige Christen elendiglich
unter grausamer Knechtschaft standen, unter größter Gefahr, den
christlichen Glauben zu verleugnen und das ewige Heil zu verlieren, da
trat die allerseligste Himmelskönigin in ihrer Güte diesen vielen,
großen Übeltätern entgegen und offenbarte ihre übergroße Liebe in der
Befreiung dieser Gefangenen. Die allerseligste Jungfrau selbst erschien
nämlich freudigen Angesichts dem heiligen Petrus Nolaskus, einem ebenso
mit Frömmigkeit wie mit Reichtum glänzend ausgestattetem Manne. Unter
frommen Betrachtungen dachte dieser ständig darüber nach, wie man dem
großen Elend der Christen in der Knechtschaft der Mauren abhelfen könne.
Die Jungfrau sagte ihm, es sei ihr und ihrem eingeborenen Sohne sehr
erwünscht, wenn zu ihrer Ehre ein Männerorden gestiftet würde, dem die
Sorge, die Gefangenen aus der Sklaverei der Türken zu befreien, obliege.
Durch diese himmlische Erscheinung erquickt, brannte nun der Gottesmann
von wunderbarer Liebesglut und sann nur noch über das eine nach in
seinem Herzen, wie er und der von ihm zu stiftende Orden diese Liebe mit
Eifer üben könne, daß et jeder für seine Freunde und seine Nächsten
sein Leben einzusetzen bereit wäre. In der selben Nacht erschien die heiligste Jungfrau dem heiligen
Raymund von Pentafort und dem König Jakob von Argonien, teilte ihnen das
gleiche bezüglich der Ordensgründung mit und riet ihnen, bei der
Stiftung dieses großen Werkes mitzuhelfen. Petrus eilte sogleich zum
heiligen Raymund, seinem Beichtvater, und teilte ihm die ganze Sache
mit. Er fand, daß auch dieser vom Himmel darüber unterrichte worden war,
und unterstellte sich nun demütig seiner Leitung. Auch König Jakob kam
dazu und beschloß, die himmlische Offenbarung, die auch er von der
allerseligsten Jungfrau erhalten hatte, in die Tat umzusetzen. Nachdem
sie sich miteinander beraten hatten und völlig übereins gekommen waren,
gingen sie also daran, zu Ehren der jungfräulichen Mutter einen Orden zu
stiften unter dem Titel der heiligen Jungfrau Maria von der
Barmherzigkeit zur Erlösung der Gefangenen. Am 10. August 1218 beschloß also König Jakob, die von den drei
genannten Männern schon längst entworfene Gründung zur Tat werden zu
lassen. Die Mitglieder dieses Ordens verpflichten sich durch ein viertes
Gelübde, selbst als Pfand in der Gewalt der Heiden zu bleiben, wenn es
für die Erlösung der Christen notwendig werden sollte. Der König
gestattete ihnen, sein königliches Wappen auf der Brust zu tragen, und
trug Sorge dafür, daß diese Ordensgründung, die ein so hervorragendes
Liebeswerk gegen den Nächsten üben wollte, von Gregor IX. bestätigt
wurde. Gott selbst schenkte durch die jungfräuliche Mutter diesem Orden
ein glückliches Gedeihen; die Stiftung verbreitete sich schnell und
leicht über die ganze Erde; sie hatte in ihren Reihen viele durch Liebe
und Frömmigkeit ausgezeichnete Männer, die die bei den Christgläubigen
gesammelten Almosen als Lösegeld für ihre Mitmenschen verwandten, ja
bisweilen sich selbst hingaben zur Erlösung vieler. Um für diesen großen
Gnadenerweis und diese Stiftung Gott und der jungfräulichen Mutter den
schuldigen Dank abzustatten, gestattete der Apostolische Stuhl die Feier
des heutigen besonderen Festes sowie die Verrichtung des
Stundengebetes; ebenso hatte er schon vorher dem erwähnten Orden fast
zahllose andere Vorrechte bewilligt.
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