15. Oktober
Lesung 4-6
Die Jungfrau Theresia wurde zu Avila in Spanien geboren; ihre Eltern
waren durch edle Herkunft und ebenso durch Frömmigkeit ausgezeichnet.
Von diesen wurde sie mit der Milch der Gottesfurcht genährt und so gab
sie schon im zartesten Kindesalter Beweise ihrer späteren Heiligkeit.
Als sie die Lebensgeschichte der heiligen Martyrer las und darüber
nachdachte, loderte das Feuer des Heiligen Geistes so mächtig in ihr
auf, daß sie von zu Hause floh und nach Afrika gehen wollte, um daselbst
für die Verherrlichung Jesu Christi und das Heil der Seelen ihr Leben
hinzugeben. Ihr Onkel brachte sie wieder zurück, nun suchte sie ihr
brennendes Verlangen nach dem Martyrium durch Almosen und andere fromme
Werke zu befriedigen; unter Tränen klagte sie ständig, daß der beste
Teil ihr genommen sei. Nach dem Tode ihrer Mutter flehte sie zur
allerseligsten Jungfrau, sie möge sich nun als ihre Mutter erweisen; ihr
frommer Wunsch ward ihr erfüllt; von nun an konnte sie sich stets wie
ein Kind des Schutzes der Gottesmutter erfreuen. Mit zwanzig Jahren ging
sie zu den Schwestern der heiligen Jungfrau Maria vom Berge Karmel.
Achtzehn Jahre lang wurde sie hier von den schwersten Krankheiten und
verschiedenen Versuchungen heimgesucht; doch mit Ausdauer sammelte sie
sich reiche Verdienste durch opfervolle Übung christlicher Buße; dabei
wurde ihr keine Stärkung durch himmlische Tröstungen zuteil, mit denen
sonst schon auf Erden heilige Seelen so überreich begnadet werden. Engelgleiche Tugenden schmückten sie. Sie war nicht nur um ihr
eigenes Heil, sondern mit hingebungsvoller Liebe um das der ganzen
Kirche besorgt. Darum legte sie auf Gottes Antrieb und mit Gutheißung
Pius IV. die strengere Regel der alten Karmeliten zunächst den Frauen
und dann auch den Männern zur Beobachtung vor. Dabei zeigte sich ganz
wunderbar der wirkungsvolle Segen des gütigen Gottes; denn die
mittellose Jungfrau konnte 32 Klöster bauen, obwohl sie ohne jede
menschlichen Hilfsmittel war, ja sogar meist nur Widerstand bei den
Großen dieser Zeit fand. Unaufhörlich weinte sie über die Verblendung
der Ungläubigen und Irrgläubigen. Um Gottes Zorn und Strafe abzuwenden,
peinigte sie freiwillig ihren Leib und opferte dies für deren Seelenheil
Gott auf. In ihrem Herzen brannte eine solche glühende Liebe zu Gott ,
daß mit Recht ihr ein Engel, wie sie selbst sah, mit einem feurigen
Pfeile das Herz durchbohrte, daß Christus ihr seine Rechte reichte und
zu ihr sprach: Von nun an sollst du als meine wahre Braut nur für meine
Ehre eifern. Auf seinen Rat hin machte sie das schwere Gelübde, stets
das zu tun, was sie für das Vollkommenste halte. Sie schrieb mehrere
Bücher, die von ihrer himmlischen Weisheit zeugen und den Gläubigen
mächtigen Antrieb geben zum Streben nach dem himmlischen Vaterland. Obwohl sie unablässig in vorbildlicher Weise die Tugenden übte,
brannte sie dennoch vor ängstlichem Verlangen nach körperlicher Pein.
Obwohl ihre Kränklichkeit ihr das Gegenteil hätte nahelegen sollen,
tötete sie dennoch ihren Leib häufig durch Bußgürtel, Ketten,
Brennesselbüschel und andere schmerzvolle Übungen ab. Ja bisweilen
wälzte sie sich in den Dornen und häufig betete sie zu Gott: Herr,
entweder leiden oder sterben! Sie glaubte sie werde eines ganz elenden
Todes sterben, solange sie von der himmlischen Quelle des ewigen Lebens
ferngehalten sei. Sie war auch mit der Gabe der Weissagung ausgestattet.
Der Herr überhäufte sie so freigiebig mit himmlischen Gnadengaben, daß
sie häufig rief, der Herr möge doch einhalten mit seinen Gnaden und
nicht so schnell auf ihre Sünden vergessen. Zu Alba wurde sie krank, und
zwar mehr infolge der unerträglichen Glut ihrer Liebe zu Gott als
infolge körperlicher Leiden. Sie sagte den Tag ihres Todes voraus,
empfing die Sakramente der Kirche, ermahnte ihre Schwestern zur
Eintracht, zur Liebe und zur treuen Beobachtung der Ordensregeln und gab
dann in Gestalt einer Taube ihre reine Seele Gott zurück im Alter von
67 Jahren; es war im Jahre 1582 am 15. Oktober, nach dem verbesserten
römischen Kalender gerechnet. Im Sterben stand ihr, wie man sah,
Christus, umgeben von Scharen von Engeln, zur Seite. Ein nahe bei ihrer
Zelle stehender dürrer Baum trieb sogleich Blüten. Ihr Leib ist bis auf
den heutigen Tag unverwest und strömt eine wohlriechende Flüssigkeit
aus. Er wird viel verehrt. Da sie vor und nach ihrem Tode durch Wunder
glänzte, nahm Gregor XV. Sie in die Zahl der Heiligen auf.
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