20. Oktober
Lesung 4-6
Johannes wurde in dem Städtchen Kenty in der Diözese Krakau – davon
erhielt er auch den Beinamen Kantius – von frommen, ehrbaren Eltern,
Stanislaus und Anna geboren. Durch sein mildes Wesen, seine Unschuld und
seinen Ernst erweckte er schon in seiner Jugend die Aussicht, daß er
einmal ganz große Tugend erlangen werde. Auf der Universität Krakau
hörte er zunächst Philosophie und Theologie, machte die ganze
akademische Laufbahn durch und wurde Professor und Doktor. Viele Jahre
hindurch trug er nun die heilige Wissenschaft vor uns suchte seine
Zuhörer nicht nur zu belehren, sondern sie auch zu aller Frömmigkeit
anzueifern; er tat nämlich auch, was er lehrte. Auch nach seiner
Priesterweihe ließ er nicht das geringste in seinem Eifer für die
Wissenschaft nach, nur steigerte er noch mehr sein Streben nach
christlicher Vollkommenheit. Da er mit Schmerzen sah, wie Gott
allenthalben beleidigt wurde, suchte er ihn sich und seinem Volke gnädig
zu stimmen, indem er täglich unter vielen Tränen das unblutige Opfer
darbrachte. Mehre Jahre leitete er in ausgezeichneter Weise die Pfarrei
Ilkusi. Wegen der Gefahren, die den Seelen drohen, verzichtete er jedoch
später darauf und kehrte auf Wunsch der Universität in sein früheres
Lehramt zurück. Was ihm neben dem Studium an Zeit übrigblieb, das verwandte er teils
zur Seelsorgsarbeit für das Heil des Nächsten, vor allem zu frommen
Predigten, teils zum Gebet; dabei wurde er, wie berichtet wird, zuweilen
himmlischer Erscheinungen und Unterredungen gewürdigt. Das Leiden
Christi machte solchen Eindruck auf ihn, daß er manchmal ganze Nächte
schlaflos zubrachte, um es zu betrachten, und nach Jerusalem pilgerte,
um es sich besser vorstellen zu können. Aus Sehnsucht nach dem Martyrium
scheute er sich auch nicht, selbst den Türken Christus, den
Gekreuzigten, zu verkünden. Viermal wanderte er auch zu Fuß, mit seinem
Reisegepäck beladen, zu den Gräbern der Apostel nach Rom, einerseits um
den Apostolischen Stuhl zu ehren, dem er von ganzem Herzen ergeben war,
andererseits auch um, wie er sagte, mittels der jeden Tag dort gebotenen
Ablässe seine Fegefeuerstrafen zu mindern. Auf einer dieser Wallfahrten
wurde er einst von Räubern ausgeplündert. Als sie ihn fragten, ob er
sonst noch etwas bei sich habe, sagte er: Nein. Dann fiel ihm aber ein,
daß er noch einige Goldstücke in seinen Mantel eingenäht hatte; da rief
er den Räubern, die schon wieder davon waren, nach und gab ihnen auch
diese noch. Da staunten selbst die Räuber über die Ehrlichkeit und die
Freigiebigkeit des Heiligen und gaben ihm freiwillig das Geld, das sie
ihm abgenommen hatte, wieder zurück. Damit keiner den guten Ruf anderer
schädige ließ er wie der heilige Augustinus einige Verse an die Wand
schreiben, um sich und andere stets daran zu erinnern. Mit den
Hungernden teilte er seine Speise; Nackte kleidete er, und zwar kaufte
er ihnen nicht nur Kleider und Schuhe, sondern zog häufig auch seine
eigenen aus; dann ließ er seinen Mantel bis auf den Boden herabhängen,
damit man nicht sehe, wie er barfuß nach Hause ging. Sein Schlaf war kurz und er legte sich dabei häufig auf den bloßen
Boden; seine Kleidung war einfach, nur um seine Blöße zu bedecken, seine
Nahrung bescheiden, nur um nicht zu verhungern. Die jungfräuliche
Reinheit bewahrte er wie eine Lilie unter den Dornen, indem er ein
rauhes Bußkleid trug, sich geißelte und fastete. Ja, etwa 35 Jahre vor
seinem Tode enthielt er sich ganz des Fleischgenusses. Reich an
Lebenstagen und an Verdiensten, fühlte er schließlich seinen Tod nahen
und bereitete sich lange und gewissenhaft darauf vor. Um durch nichts
mehr an die Erde gefesselt zu sein, teilte er alles, was noch im Hause
war, an die Armen aus. Dann empfing er die Sakramente der Kirche und
ging voll Verlangen, aufgelöst zu werden und bei Christus zu sein, an
der Vigil von Weihnachten in den Himmel ein. Vor und nach seinem Tode
wurde er durch Wunder verherrlicht. Sein Leichnam wurde in die Kirche
der heiligen Anna, die in der Nähe der Hochschule lag, übertragen und
dort ehrenvoll beigesetzt. Von Tag zu Tag wuchs die Verehrung und der
Zustrom des Volkes. Er wird als einer der besonderen Patrone Polens und
Litauens sehr verehrt. Da er durch neue Wunder glänzte, wurde er von
Papst Klemens XIII. am 16. April 1767 feierlich in das Verzeichnis der
Heiligen aufgenommen.
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