Lesung 4-6
Petrus wurde zu Alkantara in Spanien von vornehmen Eltern geboren.
Schon im zarten Kindesalter ließ er seine spätere Heiligkeit erkennen.
Mit 16 Jahren trat er in den Orden der Minderbrüder ein und ward ein
Musterbild aller Tugenden. Im Gehorsam übernahm er das Predigtamt und
führte unzählige Menschen von der Sünde zu wahrer Buße. Er wollte die
ursprüngliche Regel des heiligen Franziskus wieder voll und ganz zur
Geltung bringen und gründete darum im Vertrauen auf Gottes Hilfe mit
Zustimmung des Papstes ein ganz bescheidenes, armes Kloster bei Pedrosa.
Die strenge Lebensweise, die dort ihren glücklichen Anfang nahm,
verbreitete sich ganz wunderbar in vielen Gegenden Spaniens bis nach
Indien. Der heiligen Theresia, deren Geist er geprüft hatte, stand er
bei der Reform des Karmeliterordens helfend zur Seite. Sie erfuhr auch
von Gott, daß niemand unerhört bleibt, der in Petri Namen um etwas
bittet; darum empfahl sie sich oft seinem Gebete und nannte ihn schon
bei seinen Lebzeiten einen Heiligen. In seiner großen Demut wich er allen Ehrungen von Seiten der Fürsten,
die ihn wie einen Gottesboten häufig um Rat fragten, aus und lehnte es
auch ab, der Beichtvater Karls V. zu werden. Ganz streng beobachtete er
die Armut; er war mit einem Gewand zufrieden, und zwar mit dem
schlechtesten von allen. Die Reinheit schätzte er sehr hoch, und ließ
sich nicht einmal von dem Bruder, der ihn in seiner Todesstunde
bediente, flüchtig berühren. Seinen Leib hielt durch ständige
Nachtwachen, durch Fasten, Geißelungen, durch Ertragung von Kälte und
Blöße und durch alle möglichen harten Abtötungen in Zucht. Er hatte
einen Bund mit ihm geschlossen, daß er ihm in diesem Leben keine Ruhe
gönnen wolle. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten war in sein Herz
ausgegossen und glühte zuweilen so stark in ihm, daß er aus seiner Zelle
ins Freie eilen und an der frischen Luft die Glut kühlen mußte. Staunenswert war bei ihm die Gabe der Beschauung; gar häufig labte
sich sein Geist darin und so konnte es manchmal vorkommen, daß er
mehrere Tage lang überhaupt keine Speise und keinen Trank zu sich nahm.
Häufig sah man, wie er in die Höhe schwebte und ganz wundersam glänzte.
Trockenen Fußes schritt er über reißende Flüsse. In der äußersten Not
ward ihm einst vom Himmel Speise gesandt und so konnte er seinen Brüdern
zu essen geben. Ein Stab, den er in die Erde steckte, ward bald zu
einem blühenden Feigenbaum. Als er einst zur Nachtzeit unterwegs war und
dichter Schnee fiel, trat er in ein zerfallenes Haus ohne Dach; da
blieb der Schnee in der Luft hängen und bildete ein Dach über ihm; sonst
wäre er in den Schneemassen versunken. Die heilige Theresia bezeugt,
daß er die die Gabe der Weissagung und der Unterscheidung der Geister
besaß. Mit 63 Jahren ging er schließlich zu der Stunde, die er
vorhergesagt, zum Herrn ein, gestärkt durch eine wunderbare Erscheinung,
in Gegenwart vieler Heiligen. Zur gleichen Zeit sah die heilige
Theresia, obwohl sie weit weg war, wie er zum Himmel auffuhr. Später
erschien er ihr und sprach zu ihr: Glückselig die Buße, die mir eine
solche Seligkeit verdient hat! Da er nach dem Tode durch sehr viele
Wunder verherrlicht wurde, ward er von Klemens IX. in die Zahl der
Heiligen aufgenommen.
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