4. November
Lesung 4-6
Karl wurde zu Mailand aus der Adelsfamilie Borromei geboren. Ein
himmlisches Licht leuchtete in der Nacht, da er geboren wurde, über dem
Gemach seiner Mutter und deutete schon im voraus an, wie sehr er einmal
durch seine Heiligkeit leuchten werde. Schon als Kind wurde er für den
geistlichen Stand bestimmt und erhielt bald darauf eine Abtei; er
ermahnte jedoch seinen Vater, die Einkünfte nicht zum Familienvermögen
zu schlagen. Als er dann selbst deren Verwaltung in die Hand bekam,
verschenkte er alles, was übrigblieb, an die Armen. In seiner Jugendzeit
studierte er in Pavia die freien Wissenschaften. Die Keuschheit
bewahrte er gewissenhaft; unsittliche Weiber, die des öfteren zu ihm
kamen, um seine Reinheit zu Fall zu bringen, jagte er unnachgiebig und
unerbittlich davon. Mit 22 Jahren wurde er von seinem Onkel Pius IV. in
das hohe Kardinalskollegium aufgenommen; auch darin tat er sich durch
seine ausgezeichnete Frömmigkeit und durch seine allseitige glänzende
Tugend hervor. Bald darauf wurde er von dem erwähnten Papst auch zum
Erzbischof von Mailand ernannt. Als solcher gab er sich die größte Mühe,
die ihm anvertraute Herde in der rechten Weise zu leiten entsprechend
den Beschlüssen des Konzils von Trient, das besonders durch seine
Bemühungen damals abgeschlossen worden war. Um die verderbten Sitten
seines Volkes zu bessern, hielt er des öfteren Synoden ab; zudem gab er
selbst ein Beispiel ganz besonderer Heiligkeit. Sehr viele Mühe
verwendete er auf die Ausrottung der Irrlehrer in den Gebieten Rhätiens
und der Schweiz, sehr viele von ihnen bekehrte er zum christlichen
Glauben. Die Liebe dieses Mannes zeigte sich vor allem, als er das Fürstentum
Oria verkaufte und den ganzen Erlös, etwa 40 000 Golddukaten, an einem
Tag an die Armen verschenkte. Ebenso verteilte er in freigiebiger Weise
20 000 Dukaten, die ihm aus einer Erbschaft zugefallen waren. Er
verzichtete auf die Pfründe, mit denen er von seinem Onkel reichlich
ausgestattet worden war, und behielt nur einige wenige, deren Einkünfte
er zum Lebensunterhalt und zur Unterstützung der Armen verwandte. Als
die Pest in Mailand wütete, gab er die ganze Einrichtung seines Hauses
zur Unterstützung der Armen her; nicht einmal ein Bett behielt er für
sich; er schlief von da ab auf einem bloßen Brett. Fleißig besuchte er
die, die von dieser Krankheit befallen waren, pflegte sie liebevoll wie
ein Vater, spendete ihnen mit eigenen Händen die Sakramente der Kirche
und brachte ihnen wundervollen Trost. Gleichzeitig trat er demütig
flehend als Mittler auf; er ordnete eine öffentliche Bittprozession an,
trug dabei, mit einem Strick um den Hals, mit bloßen, infolge des rauhen
Weges blutigen Füßen ein Kreuz, bot sich als Opferlamm für die Sünden
des Volkes an und suchte so den Zorn des Herrn abzuwenden. Er war ein
ganz entschiedener Verfechter der Freiheit der Kirche. Weil er die
rechte Zucht wieder herzustellen suchte, darum schossen, während er
betete, Aufständige auf ihn; er wurde auch von einer glühenden Kugel
getroffen, blieb jedoch durch Gottes Wirken unverletzt. Erstaunlich war seine Enthaltsamkeit. Er fastete sehr oft; dann lebte
er nur noch von Brot und Wasser; manchmal begnügte er sich mit Bohnen.
Seinen Leib hielt er durch Nachtwachen, ein ganz rauhes Bußgewand und
häufige Geißelungen in Zucht. Vor allem liebte er die Demut und die
Sanftmut. Das Gebet und die Verkündigung des Wortes Gottes unterließ er
nie, obwohl er mit wichtigen Amtsgeschäften überladen war. Er baute
viele Kirchen, Klöster und Schulen. Er verfaßte auch mehrere Schriften,
die vor allem für Bischöfe eine sehr gute Anleitung bieten. Auf sein
Bemühen hin erschien auch der Katechismus für die Pfarrer. Schließlich
zog er sich an einen einsamen Ort beim Berge Varollo zurück, dort sind
in Stein gemeißelt, Szenen aus dem Leiden des Herrn lebenswahr
dargestellt. Hier führte er ein infolge seiner freiwilligen Peinigungen
zwar hartes, durch die Betrachtung der Schmerzen Christi jedoch
versüßtes Leben. Nach einigen Tagen fiel er in eine Fieberkrankheit. Er
kehrte nach Mailand zurück; die Krankheit wurde immer schlimmer. Mit
Asche und einem Bußgewand bedeckt, ging er, die Augen auf das Bild des
Gekreuzigten geheftet, in den Himmel ein am 3. November 1584, in seinem
47. Lebensjahre. Er wurde durch Wunder verherrlicht; so nahm ihn Papst
Paul V. in die Zahl der Heiligen auf.
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