1. November
Lesung 4-6Predigt des hl. Beda Venerabilis
Geliebteste!
Wir begehen heute mit diesem Freudenfest den Gedenktag aller Heiligen.
Der Himmel freut sich über ihre Gemeinschaft, die Erde über ihren
Schutz; ihr glorreicher Sieg ist eine Ehrenkrone für die heilige Kirche.
Je mutiger sie sich zeigten im Leiden, desto ruhmvoller strahlen sie
nun in ihrer Verherrlichung. Denn wenn der Kampf heftiger wird wächst
auch der Ruhm der Kämpfer; der Triumph des Martyriums wird durch
mannigfache Leiden nur noch herrlicher; je größer die Pein, desto größer
wurde auch ihr Lohn. Unsere Mutter, die katholische Kirche, die überall
auf dem ganzen Erdkreis sich ausgebreitet hat, hat schon an ihrem
Haupte Jesus Christus gelernt, Beschimpfungen, Kreuz und Tod nicht zu
fürchten; sie wurde immer stärker, nicht durch Widerstand, sondern durch
Ausdauer; sie hat alle aus dieser ruhmvollen Schar, die der bittere
Kerker umschloß, mit dem gleichen und ähnlichen feurigen Mut erfüllt und
ihnen die Kraft zum Streite, zu glorreichem Siege eingeflößt. Wahrhaft glückselig bist du, Mutter Kirche! So sehr umstrahlt dich
der Ruhm, den Gott dir geschenkt; dich ziert das ruhmvolle Blut der
siegreichen Martyrer; dich umkleidet die glänzendweiße Unschuld
unverletzter Treue! In deinem Blütenkranz fehlen weder Rosen noch
Lilien. Geliebteste! Nun sollen doch alle miteinander wetteifern, dieser
beiden Ehrungen weithin würdig zu werden, der glänzendweißen Krone der
Jungfräulichkeit oder der purpurroten des Leidens. Im Kriegslager des
Himmels gibt es für Ruhm und Kampf einen eigenen Blütenkranz, mit dem
die Streiter Christi geschmückt werden. Gottes unsagbar, unermeßlich große Güte hat auch dafür gesorgt, daß
die zeit der Mühen und des Kampfes nicht zu lange oder endlos währt,
sondern, daß sie kurz ist und sozusagen nur einen Augenblick dauert. In
diesem kurzen, armseligen Leben gibt es also Kämpfe und Mühen, im ewigen
dagegen Kronen und Belohnungen für die Verdienste; die Mühen gehen
schnell zu Ende, die Belohnungen für die Verdienste währen ewig; nach
dem Dunkel dieses Lebens dürfen die Heiligen ein hellglänzendes Licht
schauen und dürfen eine Seligkeit verkosten, die alle Leiden und
Bitterkeiten weit übersteigt. Das bezeugt auch der Apostel; er sagt: Die
Leiden dieser Zeit sind nicht zu vergleichen mit der künftigen
Herrlichkeit, die an uns offenbar werden wird.
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