18. September
Lesung 4-6
Joseph wurde im Jahre des Heils1603 zu Cupertino, einer Stadt im
Gebiet der Salentiner in der Diözese Nardo, von frommen Eltern geboren.
Schon früh von Gottesliebe erfüllt, verbrachte er seine Kindes- und
Jugendjahre in höchster Einfalt und Unschuld. Von einer langwierigen,
schmerzlichen Krankheit, die er übrigens mit größter Geduld ertrug,
wurde er durch die Hilfe der jungfräulichen Gottesmutter geheilt. Nun
widmete er sich ganz den Werken der Frömmigkeit und der Übung der
Tugenden. Um Gott, der ihn zu Höherem berief, noch inniger anzuhören,
beschloß er, in den Franziskanerorden einzutreten. Nach verschiedenen
Hindernissen wurde ihm schließlich sein Wunsch erfüllt und er wurde von
den Konventualen im Kloster Grotella aufgenommen, und zwar zunächst, da
er keine höhere Bildung besaß, unter die Laienbrüder, erst später durch
Gottes Fügung unter die Kleriker. Nach der feierlichen Profeß wurde er
zum Priester geweiht. Nun beschloß er, ein noch vollkommeneres Leben zu
führen. Darum entsagte er allen irdischen Neigungen, verzichtete auf
nahezu alles Lebensnotendige und züchtigte seinen Leib durch Bußgürtel,
Geißeln, Ketten und durch alle möglichen Arten von Peinen und Martern.
Seinen Geist aber nährte und erquickte er durch ständiges frommes Gebet
und durch die tiefste Beschauung. So konnte seine Liebe zu Gott, die
schon in früher Jugend in sein Herz eingegossen war, in staunenswerter,
wirklich einzigartiger Weise von Tag zu Tag immer heller leuchten. Seine glühende Liebe zeigte sich vor allem in den süßen Ekstasen und
staunenswerten Verzückungen, mit denen er häufig begnadet wurde.
Auffallend war jedoch, daß, wenn er den Sinnen entrückt war, der bloße
Gehorsam ihn aus der Ekstase zurückrief. Die Tugend des Gehorsams
pflegte er überhaupt mit besonderem Eifer; er sagte häufig, er lasse
sich von ihr leiten wie ein Blinder und er wollte lieber sterben, als
nicht gehorchen. Die Armut des seraphischen Vaters ahmte er so getreu
nach, daß er auf seinem Sterbebett seinem Oberen versichern konnte, er
besitze nichts, auf das er nach Sitte der Mönche verzichten müsse. So
war er also der Welt und sich selbst abgestorben und offenbarte das
Leben Jesu an seinem Leibe. Während er bei manchen Menschen ihr
schändliches Treiben an einem üblen Geruch erkennen konnte, verbreitete
er selbst einen lieblichen Wohlgeruch um sich, ein Beweis seiner
strahlenden Reinheit. Wohl versuchte der unreine Geist lange Zeit, aber
vergebens, durch heftige Versuchungen sie ihm zu trüben, er bewahrte sie
jedoch unverletzt, und zwar durch strenge Bewachung seiner Sinne, durch
ständige Peinigung seines Körpers und vor allem auf Grund eines
besonderen Beistandes der allerreinsten Jungfrau Maria. Diese pflegte er
seine Mutter zu nennen und verehrte sie ganz innig als seine
liebenswürdigste Mutter. Und er wünschte auch, daß sie von anderen
verehrt werde, damit sie, wie er sagte, unter ihrem Schutze alles Gute
erlangen. Dieser Eifer des heiligen Joseph ging hervor aus seiner Liebe zu den
Mitmenschen; denn er glühte so von Eifer für die Seelen, daß er auf jede
mögliche Weise mit größtem Nachdruck das Heil aller zu erwirken suchte.
Seine Liebe dehnte er in gleicher Weise auf den Nächsten aus, mochte
dieser nun arm, krank oder sonst von irgendeiner Not heimgesucht sein,
und er suchte ihn nach besten Kräften zu helfen. Von seiner Liebe waren
auch die nicht ausgeschlossen, die ihn beschimpften, schmähten und ihm
alles mögliche Unrecht antaten. Mit Geduld und Sanftmut und heiterem
Antlitz nahm er das hin. Dies bewahrte er auch bei den vielen schweren
Wechselfällen seines Lebens, da er entweder auf Anordnung seiner
Ordensoberen oder der heiligen Inquisition gezwungen war, von einem Ort
zum anderen zu irren und sich da und dort aufzuhalten. Nicht nur die
Volksscharen, sondern auch hervorragende Männer bewunderten seine
ausgezeichnete Heiligkeit und seine himmlischen Gnadengaben. Trotzdem
war er so demütig, daß er sich für einen großen Sünder hielt und Gott
flehentlich bat, er möchte doch diese herrlichen Gnadengeschenke von ihm
nehmen; die Menschen aber bat er, sie möchten nach seinem Tode seinen
Leichnam an einem Orte bestatten, wo die Erinnerung an ihn vollständig
untergehen würde. Doch Gott erhöht die Demütigen; er hatte seinem Diener
zu Lebzeiten schon mit himmlischer Weisheit, mit der Gabe der
Weissagung, der Herzensschau, der Krankenheilung sowie mit anderen
Gnaden in reichstem Maße ausgestattet; er machte nun auch seinen Tod,
der an dem Ort und zu der Zeit, wie er vorhergesagt hatte, nämlich zu
Osimo in Pizenum in seinem 61. Lebensjahr, erfolgte, kostbar und sein
Grab herrlich. Da er auch nach seinem Tode durch Wunder glänzte, sprach
ihn schließlich Papst Benedikt XIV selig und Klemens XII. Heilig. Das
Stundengebet und die Messe zu seiner Ehre dehnte Klemens XIV., der
demselben Orden angehörte, auf die ganze Kirche aus.
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