15. Juni
Lesung 3
Vitus wurde schon als Knabe ohne Wissen seines Vaters getauft; als
dieser es erfuhr, unterließ er nichts, um seinen Sohn vom christlichen
Glauben wieder abzubringen. Da er aber seinem Vorsatz treu blieb,
übergab der Vater ihn dem Richter Valerian; dieser sollte ihn mit Ruten
schlagen. Trotzdem blieb er bei seiner Überzeugung, und so wurde er
seinem Vater zurückgegeben. Der Vater trug sich nun mit dem Gedanken,
ihn noch schwerer zu bestrafen; Vitus aber zog auf Geheiß eines Engels
in Begleitung seiner Erzieher Modestus und Kreszentia in ein fremdes
Land. Dort erwarb er sich einen solchen Ruf der Heiligkeit, daß die
Kunde davon zum Kaiser Diokletian drang. Dieser ließ ihn kommen, um
seinen Sohn von einem bösen Geiste zu befreien. Dieser wurde auch frei.
Der undankbare Kaiser aber ließ Vitus, da er durch reiche Belohnungen
ihn nicht dazu bringen konnte, den Götzen Verehrung zu erweisen,
zusammen mit Modestus und Kreszentia in Ketten legen und ins Gefängnis
werfen. Als er hörte, daß sie nur noch standhafter würden, ließ er sie
in ein großes Gefäß mit flüssigem Blei und siedendem Harz und Pech
werfen. Darin sangen sie, so wie einst die drei hebräischen Jünglinge,
Gott Loblieder; darum wurden sie wieder herausgezogen und einem Löwen
vorgeworfen; dieser warf sich jedoch vor ihnen zu Boden und beleckte
ihre Füße. Da geriet der Kaiser in Wut, vor allem weil er sah, daß das
Wunder auf die Volksmenge großen Eindruck machte. Darum ließ er sie auf
die Folter spannen, ihre Glieder zerreißen und ihre Gebeine zerschlagen.
In diesem Augenblick brach ein Gewitter los und ein heftiges Erdbeben
entstand, Götzentempel stürzten ein, und viele wurden erschlagen. Die
Überreste der Märtyrer salbte Florentia, eine vornehme Frau, mit
Spezereien und bestattete sie ehrenvoll.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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