18. Juni
Lesung 4-6
Ephräm, von Geburt ein Syrer, war der Sohn eines Bürgers von Nisibis.
Schon als Jüngling ging er zum heiligen Bischof Jakobus; von ihm ließ
er sich taufen und machte in kurzer Zeit in der Heiligkeit und
Gelehrsamkeit solche Fortschritte, daß er an der berühmten Schule von
Nisibis, einer Stadt in Mesopotamien, als Lehrer angestellt wurde. Nach
dem Tode des Bischofs Jakobus, als Nisibis von den Persern erobert
wurde, ging er nach Edessa. Hier lebte er zunächst auf einem Berge bei
den Mönchen; später wählte er sich das Einsiedlerleben, um dem großen
Zustrom der Menschen, die zu ihm kamen, auszuweichen. Er wurde zum
Diakon der Kirche von Edessa geweiht, weigerte sich aber in seiner
Demut, die Priesterweihe zu empfangen. Er leuchtete im Glanze aller
Tugenden und war bemüht, Frömmigkeit und Gottesfurcht in kluger Weise
sich anzueigenen. Sein ganzes Vertrauen hatte er auf Gott gesetzt; um
Menschliches und Vergängliches kümmerte er sich nicht; er sehnte sich
ohne Unterlaß nach dem Göttlichen und Ewigen. Vom Geiste Gottes wurde er nach Cäsarea in Kappadozien geführt und
traf dort Basilius, den Herold der Kirche; dies Zusammentreffen wurde
für beide sehr gewinnreich. Zur Widerlegung der zahllosen Irrlehren, die
damals verbreitet waren und die Kirche Gottes bedrängten, sowie zur
sorgfältigen Erklärung der Geheimnisse unseres Herrn Jesus Christus gab
er sehr viele Schriften heraus; sie sind in syrischer Sprache verfaßt,
aber fast alle ins Griechische übersetzt. Nach dem Zeugnis des heiligen
Hieronymus gelangte er zu solcher Berühmtheit, daß in einigen Kirchen
nach der Heiligen Schrift aus seinen Büchern vorgelesen wurde. Alle seine Werke enthalten eine ganz lichtvolle, glänzende
Gelehrsamkeit. Sie bewirkten es, daß dieser Heilige schon bei Lebzeiten
als Lehrer der Kirche gefeiert wurde. Er verfaßte auch Lieder zu Ehren
der allerseligsten Jungfrau Maria und der Heiligen; deshalb wurde er mit
Recht von den Syrern die Harfe des Heiligen Geistes genannt. Vor allem
zeichnete er sich aus durch eine wunderbar innige Andacht zur
Unbefleckten Jungfrau. Reich an Verdiensten, entschlief er zu Edessa in
Mesopotamien, am 18. Juni, zur Zeit des Kaisers Valens. Auf Bitten
vieler Kardinäle, Patriarchen, Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte und
Ordensgenossenschaften erhob ihn Papst Benedikt XV. auf Vorschlag der
heiligen Ritenkongregation zum Lehrer der ganzen Kirche.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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