4. Juli
Lesung 4-6
Aus der Erklärung des heiligen Johannes Chrysostomus zum Brief an die Römer
Da uns der Apostel Paulus die Gnade unseres Herrn Jesus Christus,
diese Quelle aller Güter, erbittet, so bleibt nur noch übrig, daß wir
uns einer solchen Fürsprache würdig erweisen, damit wir nicht nur
hernieden die Stimme des heiligen Paulus hören, sondern auch, wenn wir
einmal hinübergehen, diesen Streiter Christi schauen dürfen. Ja, wenn
wir hier auf ihn hören, werden wir ihn auch ganz sicher einmal drüben
schauen, wenn wir auch nicht in seiner Nähe stehen. Aber wir werden ihn
sehen, wie er ganz nahe beim Throne Gottes glänzt, dort, wo die Cherubim
Gott ihre Loblieder singen und die Seraphim ihn umschweben. Dort werden
wir Paulus schauen, zusammen mit Petrus, dem Fürsten und Führer des
Chores der Heiligen, und werden uns seiner echten Liebe freuen. Denn wenn er schon hier auf Erden die Menschen so sehr liebte, daß er
trotz seines Sehnens, aufgelöst zu werden und bei Christus zu sein,
dennoch es vorzog, hier zu bleiben, so wird doch noch viel glühender die
Liebe sein, die er dort oben beweisen wird. Deshalb liebe ich auch die
Stadt Rom, obgleich ich sie auch aus anderen Gründen loben könnte, z.B.
wegen ihrer Größe, wegen ihres Alters, ihrer Schönheit, ihrer
Einwohnerzahl, ihrer Macht, ihres Reichtums, ihrer kriegerischen
Leistungen. Aber dieses alles will ich übergehen; ich preise sie deshalb
selig, weil Paulus zu seinen Lebzeiten ihr so gewogen war und die Römer
so innig liebte, wie er persönlich dort predigte und schließlich bei
ihnen sein Leben beschloß. Rom besitzt auch seinen heiligen Leib;
dadurch wird diese Stadt mehr ausgezeichnet als durch alles andere. Wie
ein stattlicher, gesunder Leib hat sie zwei leuchtende Augen, die Leiber
dieser Heiligen. Der Himmel leuchtet nicht so hell, wenn die Sonne ihre Strahlen
aussendet, wie die Stadt Rom, die diese beiden Leuchten über die ganze
Erde strahlen läßt. Von hier wird Paulus, von hier wird Petrus entrückt
werden. Mit Zittern denket daran, welches Schauspiel Rom sehen wird,
wenn Paulus zusammen mit Petrus plötzlich aus jener Gruft sich erheben
und dem Herrn entgegeneilen wird! Welch herrlichen Rosenstrauch sendet
Rom Christus entgegen! Mit welcher Doppelkrone ist diese Stadt geziert!
Mit welch güldenen Ketten umschlungen! Welche Quellen besitzt sie!
Deshalb bewundere ich diese Stadt, nicht wegen ihres vielen Goldes,
nicht wegen ihrer Säulen oder wegen anderer glänzender Dinge, sondern
wegen dieser Säulen der Kirche. Wer kann es mir jetzt gestatten, den
Leib des Paulus zu umfassen, sein Grab zu küssen, den Staub jenes Leibes
zu schauen, an dem er ersetzte, was dem Leibe Christi noch mangelte, an
dem er die Wundmale des Herrn trug, mit dem er die Lehre des
Evangeliums überall verkündete.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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