Die Zeremonien, die die römische Kirche bei der Weihe von Kirchen und
Altären stets gebraucht, hat zuerst der heilige Papst Silvester
festgesetzt. Wohl gab es schon von den Zeiten der Apostel an
gottgeweihte Stätten; man nannte sie teil Bethäuser, teils Kirchen. Dort
fanden immer am ersten Tage der Woche die Versammlungen statt, dort
betete das christliche Volk, hörte das Wort Gottes und empfing die
Eucharistie. Doch wurden diese Stätten noch nicht so feierlich
eingeweiht; auch stand dort noch kein fester Altar mit einem bestimmten
Titel, der mit Chrisam gesalbt war und unsern Herrn Jesus Christus
versinnbildete; denn er ist unser Altar, unser Opferlamm und unser
Priester.
Erst nachdem Kaiser Konstantin durch das Sakrament der Taufe die
Gesundheit und das Heil erlangt hatte, wurde es den Christen auf der
ganzen Erde durch ein von ihm erlassenes Gesetz gestattet, Kirchen zu
bauen. Konstantin ermunterte sie nicht nur durch seinen Erlaß, sondern
auch durch sein Beispiel, solche heiligen Bauten auszuführen. So
errichtete er in seinem Lateranpalast zu Ehren des Erlösers eine Kirche;
daran anschließend baute er an der Stelle, wo er vom heiligen Silvester
getauft und vom Aussatz des Unglaubens gereinigt worden war, eine
Basilika zu ehren des heiligen Johannes des Täufers. Der genannte Papst
weihte sie am 9. November. Das Andenken an diese Weihe wird heute
festlich begangen, weil da zum erstenmal in Rom eine Kirche öffentlich
eingeweiht wurde und weil da dem römischen Volke ein Bild des Heilandes
sichtbar wurde, das dort an der Wand gemalt war. Wohl später bestimmte der heilige Silvester später bei der Einweihung
des Altares des Apostelfürsten, daß künftig nur Altäre aus Stein
errichtet werden dürften. Der Altar der Lateranbasilika war jedoch aus
Holz. Das ist nicht zu verwundern. Denn von den Zeiten des heiligen
Petrus an bis auf Silvester konnten die Päpste wegen der Verfolgungen
sich nicht an einem bestimmten Ort aufhalten. Sie feierten darum das
heilige Opfer da, wohin die Not sie eben trieb, in den Krypten, an den
Begräbnisstätten oder in den Häusern der Gläubigen auf diesem hölzernen
Altar. Dieser war ausgehöhlt, ähnlich wie ein Sargophag. Als der Kirche
der Friede geschenkt ward, ließ der heilige Silvester diesen Altar in
der ersten Laterankirche aufstellen; aus Ehrfurcht vor dem
Apostelfürsten, der auf ihm das heilige Opfer gefeiert haben soll, und
vor den übrigen Päpsten, die bis dahin ihn benutzt hatten, die heiligen
Geheimnisse zu vollziehen, bestimmte er, daß in Zukunft nur der Bischof
von Rom das heilige Meßopfer darauf darbringen dürfe. Die Laterankirche
wurde des öfteren durch Brände, durch Plünderungen und auch durch
Erdbeben heimgesucht und zerstört, wurde aber von den Päpsten mit viel
Fleiß und großer Sorgfalt immer wieder hergestellt. Als sie dann ganz
neu wieder hergerichtet worden war, weihte Papst Benedikt XIII. aus dem
Dominikanerorden sie am 28. April 1726 sie feierlich ein. Zugleich
verordnete er, daß das Andenken an diese Feier heute begangen werden
soll. Leo XIII. führte dann aus, was schon Pius IX. hatte tun wollen. Im
Jahre 1884 ließ er in der Hauptapsis, die infolge des Alters baufällig
geworden war mit vieler Mühe verlängern und erweitern; ein altes
Mosaikbild, das vorher schon an vielen Stellen ausgebessert worden war,
ließ er nach dem ursprünglichen Muster wieder herstellen und in die neue
Apsis übertragen; diese ließ er zudem in herrlicher, kunstvoller Weise
ausschmücken. Auch im Querschiff ließ er das Gebälk und die Decke
ausbessern und dieses schöner gestalten. Zudem baute er eine Sakristei,
ein Haus für die Kanoniker und eine bis zur Taufkapelle Konstantins
durchgehende Säulenhalle.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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