(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
5. Mai
Pius wurde in dem Städtchen Bosco in der Lombardei geboren; er
stammte aber aus Bologna aus der Adelsfamilie Ghislieri. Mit 14 Jahren
trat er in den Dominikanerorden ein. Er besaß eine wunderbare Geduld und
eine tiefe Demut; er lebte äußerst strenge, betete ständig und glühte
vor Eifer für die Ordenszucht und für die Ehre Gottes. Er studierte
Philosophie und Theologie und zeichnete sich dabei so aus, daß er das
Amt eines Lehrers mit größtem Beifall viele Jahre lang ausüben durfte.
An vielen Orten predigte er zur größten Erbauung seiner Zuhörer. Lange
Zeit verwaltete er mit unbeugsamem Mute das Amt eines Inquisitors und
bewahrte selbst unter Lebensgefahr viele Städte vor der damals immer
mehr um sich greifenden Irrlehre. Wegen seiner ausgezeichneten Tugenden wurde er von Paul IV., der ihn
sehr schätzte, zum Bischof von Nepi und Sutri ernannt und nach zwei
Jahren unter die Kardinalpriester der römischen Kirche aufgenommen. Von
Pius IV. wurde ihm die Diözese Mondovi in Oberitalien übertragen; als er
sah, daß dort viele Mißbräuche sich eingeschlichen hatten, visitierte
er zuerst die ganze Diözese. Als alles geordnet war, kehrte er nach Rom
zurück. Hier wurde er mit wichtigen Geschäften betraut; mit
apostolischem Freimut und mit Energie führte er durch, was recht war.
Nach dem Tode Pius' wurde er gegen alle Erwartung zum Papst gewählt.
Doch damit änderte er nicht das Geringste an seiner Lebensweise, nur die
äußere Kleidung. Er war allezeit auf die Ausbreitung des Glaubens
bedacht und arbeitete unermüdlich an der Verbesserung der kirchlichen
Zucht; rastlos war er bemüht, die Irrlehren auszurotten; unerschöpflich
war seine Mildtätigkeit gegen Arme und Notleidende, unbeugsam seine
Energie, wenn es galt, die Rechte des Apostolischen Stuhles zu
verteidigen. Gegen den Türkenherrscher Selim, der schon viele Siege errungen hatte
und immer übermütiger wurde, rüstete er eine große Flotte aus und
besiegte ihn bei den echinadischen Inseln, nicht so sehr mit Hilfe der
Waffen als duch sein inbrünstiges Gebet. Durch Offenbarung Gottes erfuhr
er von diesem Sieg in dereselben Stunde, in der er errungen wurde, und
teilte es seinen Vertrauten mit. Als er eben ein neues Unternehmen gegen
die Türken vorbereiten wollte, fiel er in eine schwere Krankheit. Mit
größter Geduld ertrug er die heftigen Schmerzen. Als er sein Ende nahen
fühlte, empfing er die heiligen Sakramente und gab friedlich Gott seine
Seele zurück im Jahre 1572, im Alter von 68 Jahren. 6 Jahre, 3 Monate
und 28 Tage war er Papst gewesen. Sein Leib ruht in der Basilika St.
Maria bei der Krippe und wird dort von den Gläubigen viel verehrt. Auf
seine Fürbitte hin wirkte Gott viele Wunder. Nach genauer Untersuchung
dieser Wunder wurde er von Papst Klemens XI. in die Zahl der Heiligen
aufgenommen.
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