(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
10. Mai
Antoninus wurde zu Florenz von ehrbaren Eltern geboren. Schon als
Kind zeigte er hervorragende Proben seiner späteren Heiligkeit. Mit 16
Jahren trat er in den Dominikanerorden ein; von da ab leuchtete er noch
mehr durch herrliche Tugenden hervor. Dem Müßiggang kündigte er ewigen
Kampf an. Nach kurzem Schlaf war er der erste beim nächtlichen
Chorgebet; den übrigen Teil der Nacht brachte er dann im Gebete oder
jedenfalls mit Studieren oder Bücherschreiben zu. Wenn ihn dabei
zuweilen wegen allzu großer Übermüdung der Schlaf übermannte, lehnte er
den Kopf ein wenig an die Wand, verscheuchte damit schnell den Schlaf
und nahm dann mit um so größerem Eifer seine heilige Beschäftigung
wieder auf. In der Beobachtung der Ordensregel war er sehr streng; niemals aß er
Fleisch, außer in schwerer Krankheit; er schlief auf dem Boden oder auf
einem bloßen Brett, trug stets ein Bußkleid und zuweilen auch einen
eisernen Gürtel um den bloßen Leib. Die Jungfräulichkeit bewahrte er
stets ganz unversehrt. Die Ratschläge, die er erteilte, waren so klug und
so geschickt, daß er allgemein nur Antonius der Ratgeber hieß. Seine
Demut war so groß, daß er auch als Oberer von Ordenshäusern oder
Ordensprovinzen bereitwilligst die geringsten Arbeiten im Kloster
verrichtete. Eugen IV. ernannte ihn zum Erzbischof von Florenz; nur
ungern, erst als der Papst ihm drohte, nahm er das Bischofsamt an. Es läßt sich kaum schildern, wie sehr er als Bischof durch Klugheit,
Frömmigkeit, Liebe, Sanftmut und priesterlichen Eifer sich auszeichnete.
Bewundernswert ist auch die Leichtigkeit, mit der er ganz allein ohne
Lehrer sich fast alle Wissenszweige ganz vollkommen zu eigen machte.
Neben vielen andern Arbeiten gab er auch mehrere ausgezeichnete Werke
heraus. Zuletzt empfing er die heilige Kommunion und die letzte Ölung,
umarmte das Bild des Gekreuzigten und schaute freudig dem Tod ins Auge,
am 2. Mai 1459. Er wurde im Leben und nach dem Tode durch Wunder
verherrlicht; Hadrian VI. nahm ihn im Jahre 1523 in die Zahl der
Heiligen auf.
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