Mittwoch, 7. Mai 2014

3. Sonntag nach Ostern - Predigt vom hl. Thomas von Aquin

Dritter Sonntag nach Ostern


Erste Rede


Ich bitte euch gleichsam als Ankömmlinge und Fremdlinge, euch von den fleischlichen Gelüsten zu enthalten, welche gegen die Seele streiten, sondern habet einen guten Wandel unter den Heiden. 1. Petr. 2, 11.

 Diese Worte enthalten viererlei; zuert eine Ermahnung, sich von den fleischlichen Gelüsten zu enthalten; wenn es heißt: Enthaltet euch von den fleischlichen Gelüsten. Zweitens die Nothwendigkeit, sich zu enthalten, in den Worten: Welche gegen den Geist streiten. Drittens wird der ehrbare Wandel befohlen, wenn gesagt wird: Habet einen guten Wandel unter den Heiden. Viertens wird der Nutzen des ehrbaren Wandels angegeben in den Worten: Daß die, welche Arges von euch als Uebelthätern reden, euch nach den guten Werken betrachten und den Herrn am Tage der Heimsuchung preisen.

 

 In Bezug auf den ersten Punkt, so gibt es drei Arten von Begierden, von denen die Schrift uns zu enthalten
befiehlt. Zuerst von den Begierden der Welt; zweitens von den schädlichen und unnützen Begierden; drittens von den fleischlichen Begierden. Die Begierden sind weltlich, wenn man die Ehren der Welt wünscht. Der Apostel (Tit. 2.) sagt: Es erschien die Gnade unseres Erlösers allen Menschen und ermahnte uns, daß wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden ablegen, ehrbar, nüchtern und fromm in dieser Welt leben sollen. Schädlich sind die Begierden, wenn man weltlichen Reichthum begehrt, denn der Apostel (1. Tim. 6.) sagt: Die reich werden wollen fallen in Versuchung und die Schlingen des Satan, und in viele unnütze und schädliche Begierden, welche die Menschen in den Untergang und in das Verderben stürzen. Fleischlich snd die Begierden wenn man fleischliche Lüste begehrt. Der Apostel (Röm. 13.) sagt: Traget keine Sorge und kein Verlangen nach dem Fleische. 
In Bezug auf den zweiten Punkt ist zu bemerken, daß die fleischlichen Begierden auf dreifache Weise gegen den Geist streiten, und wir uns darum davon enthalten müssen. Zuerst streiten sie gegen ihn, indem sie ihn beständig bekämpfen. Job (7.) sagt: Streit ist das Leben des Menschen auf der Erde; das ganze Leben des Menschen ist wie ein Kampf. Zweitens, indem sie ihn tödtlich durch die Schuld verwunden. Darum heißt es (Sprichw. 21.):  Die Begierden tödten den Trägen; seine Hände wollten nichts thun. Drittens, indem sie ihn in das ewige Verderben stürzen. Darum sagt der Apostel (1. Tim. 6.) Sie fallen in viele unnütze Begierden, welche den Menschen in das Verderben stürzen. Denn die fleischlichen Begierden tödten hier durch die Schuld und dort durch den ewigen Tod.
In Bezug auf den dritten Punkt ist zu bemerken, daß der ehrbare Wandel in drei Dingen besteht, zuerst inder Reinheit des Herzens, wie der Apostel (2. Cor. 1.) sagt: Dieß ist unser Ruhm, das Zeugniß unsers Gewissens, daß wir in Einfalt des Herzens und Aufrichtigkeit vor Gott, nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der Gnade Gottes inu dieser Welt und vorzüglich bei euch gewandelt haben. Zweitens in ehrharen Sitten, d. h. in Heiligkeit wie der Apostel Petrus (2. Petr. 3.) sagt: Da nun dieß alles vergehen wird, wie sehr sollet ihr euch befleißen, mit heiligem Wandel und Gottseligkeit zu erwarten und entgegenzueilen der Ankunft des Tages des Herrn! Drittens in beständiger Sehnsucht nach den himmlischen Freuden. Der Apostel (Phil. 3.) sagt: Unser Wandel ist im Himmel.  
In Bezug auf den vierten Punkt ist zu bemerken, daß der Apostel einen dreifachen Nutzen angibt. Der erste ist die Widerlegung der Verleumder. Der Apostel (1. Petr. 2.) sagt: Dieß ist der Wille Gottes, daß ihr wohlthuet und zum Schweigen bringet die Unwissenheit thörichter Menschen. Zweitens die Verherrlichung, wie das Evangelium (Matth. 5.) sagt: Lasset euer Licht leuchten vor den Menschen, daß sie euere guten Werke sehen und euern Vater preise,n der im Himmel ist. Drittens der große Lohn der gut Wandelnden. Diefe drei Punkte sind enthalten in den Worten: Damit die welche Arges von euch als von Uebelthätern reden, euere guten Werke sehen und Gott preisen am Tage der Heimsuchung. Am Tage der Heimsuchung ist so viel als am Tage der Vergeltung. Wie viel Herrlichkeit uns zu Theil wird, weiß allein Gott. Dazu möge uns der Herr Jesus führen.  Amen.

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