Mittwoch, 20. November 2013

Katechismus vom Hl. Canisius - Vom Sakrament der Firmung

Von dem Sakramente der Firmung  

I. Welches ist das andere Sakrament nach der Taufe?

Die Firmung, die ein Sakrament des neuen Gesetzes ist, eben so heilig, wie  (a) St Augustin spricht, wie die Taufe selbst, welches durch Auflegung der bischöflichen Hände und Salbung mit dem heiligen Chrysam den Getauften ertheilt wird.



II. Woher kann uns dieses Sakrament bewiesen werden?

Es hat das Zeugniß von der göttlichen Schrift nach der einhelligen Meinung und Auslegung der Väter und der Kirche. (a) Denn hieher gehört was (b) Lukas der Evangelist einmal und wieder schreibt von den Aposteln, welche den Getauften die Hände auflegten, und dieses sichtbaren und von Gott eingesetzten Zeichens sich bedienten, damit denjenigen, welche (durch die Taufe) Christo schon geweihet worden, eine neue und reichlichere Gnade des heiligen Geistes verliehen würde.

Darum als ihnen die Apostel die Hände aufgelegt hatten, empfingen sie, wie (c) Lukas von eben diesen Getauften meldet, den heiligen Geist, nämlich mit einem reichlichern Zufluße der geistlichen Gnade.

Nun aber da die Bischöfe das Amt der Apostel verwalten und ihre Stelle einnehmen, so entzieht Gott seiner Kirche diese so heilsame Gnade nicht, sondern wirkt durch die (d) Bischöfe in diesem Sakramente kräftig, so daß wie der heil. (e) Cyprian bezeugt, dem Zeichen die Wahrheit und dem Sakramente der Geist beywohnt.

Hieher gehört auch der Canon der alten Kirche: (f) Alle Gläubigen sollen durch die Handauflegung der Bischöfe den heil. Geist nach der Taufe empfangen, damit sie vollends als Christen erfunden werden; denn wenn der heil Geist eingegossen wird, so wird das gläubige Herz zur Weisheit und Standhaftigkeit erweitert.

 III. Was gehört zur Ausspendung dieses Sakramentes?

Dazu werden vorzüglich drey Dinge erfodert ,die eigene Materie des Sakramentes, die gewisse Form und Weise der Worte, und der taugliche Diener.

Die Materie ist eine Mischung von Oel und (a) Balsam, die von dem Bischöfe geweiht, schon von alters her den Namen (b) Chrnsam erhalten hat, und in diesem Sakramente unter feyerlicher Ceremonie auf die Stirne gestrichen wird.

 Die vorgeschriebene Form lautet so: (c) Ich bezeichne dich mit dem Zeichen des Kreuzes, und firme dich mit dem Chrysame des Heiles, im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.

Der Diener dieses Sakraments ist allein der Bischof, (d) damit das Beyspiel, die Form und Uebergabe der Apostel beybehalten werde. Darüber haben wir schon von alter Zeit her ein Geboth, das also lautet: Das Sakrament der (e) Handauflegung muß man in großen Ehren halten, welches von keinem Andern verwaltet werden kann, als allein von den höchsten Priestern: man liest und weiß auch, daß es zur Zeit der Apostel von keinem andern, als von den (f) Aposteln selbst verwaltet worden ist.

IV. Warum aber werden die Getauften mit dem heil. Chrysam gesalbet?

Weil die Apostel durch den heiligen Geist es uns so übergeben haben, wie (a) Klemens und Dionys, die Schüler der Apostel Petrus und Paulus es beweisen. Nun haben uns aber jene nichts anderes hinterlassen, als was sie von dem Herrn selbst empfangen haben, wegen Ausspendung des Chrysams, wie hievon (c) Fabian ein wichtiger Zeuge ist, welcher sowohl ein Blutzeuge Christi war, als auch der Kirche oberster Priester.

Auch besteht hierüber ein Geboth einer heiligen Kirchenversammlung (d), das also lautet; Die Getauften müssen nach der Taufe den hoch heiligen Chrysam empfangen, und des himmlischen ReichesS theilhaftig werden.
Der heilige (e) Cyprian giebt diese Ursache an: daß nach dem Empfange des Chrysams, das ist, nach der Salbung, der Christ ein Gesalbter Gottes seyn, und in sich die Gnade Christi haben und die Heiligkeit bewahren könne.

Diese sichtbare Salbe, mit welcher die Kirche die Getauften salbt, bedeutet, wie der heilige (f) Augustin lehrt, die Gabe der unsichtbaren Gnade, mit welcher der heilige Geist allererst Christum, der auch von dem Chrysam semen Namen führt, und dann alle Christen mit der innerlichen Salbung begabet und kräftiget. Schön schrieb daher (h) Tertullian, gleichsam auf die Natur des Oeles anspielend, von diesem Sakramente: Das Fleisch wird gesalbt, damit die Seele geweihet werde. Das Fleisch wird gezeichnet, damit auch die Seele bewahret werde. Das Fleisch wird durch Handauflegung umschattet, damit die Seele im Geiste erleuchtet werde.

Diejenigen, welche den heiligen Chrysam verwerfen, geben daher einen großen Beweis ihrer Unwissenheit, als welche ganz offenbar die älteste Einsetzung der Apostel läugnen, und eine beständige Uebung und Uebergabe der Kirche freventlich verwerfen.

V. Welches ist der Gebrauch und die Frucht dieses Sakramentes?

In der Taufe werden wir zum Leben (a) wiedergeboren; nach der Taufe aber werden wir in diesem Sakramente zum Kampfe gestärkt. In der Taufe werden wir abgewaschen, in diesem aber werden wir nach der Taufe gekräftiget, damit die Wiedergebornen einen Hüter und Tröster und Beschützer bey sich haben, den heiligen Geist. Das ist die Lehre des höchsten Priesters und Märtyrers Melchiades. Solches stimmt mit dem überein, was (b) Klemens bezeugt, daß er es von den Apostel selbst empfangen habe, da er spricht: Wenn jemand durch das Wasser wiedergeboren worden ist, so soll er sich nachher von dem Bischöfe mit den sieben Gaben des Geistes stärken (firmen) lassen; denn anders kann er kein vollkommener Christ seyn.

Dieses (c) Sakrament nützt daher wunderbar, nämlich, daß die, welche in die Geheimnisse des Glaubens eingeweihet worden sind, wie (d) die neugebornen Kinder und die, welche noch schwach sind, in Christus heranwachsen und gestärket werden.

Diese ermahnt der Bischof als junge christliche Kämpfer durch die Salbung (mit Oel), daß sie wider so viele Feinde und tägliche Gefahren (e) mit mächtigem Geiste gestärket werden. Er bezeichnet ihnen die Stirne, welche der Sitz der Scham ist, mit dem (f) Kreuze, damit sie standhaft und unerschrocken den Namen des Herrn bekennen; er giebt ihnen einen Backenstreich, damit sie beständig im Gedächtnisse behalten, daß sie den christlichen Kampf mit unüberwindlicher Geduld üben und zieren sollen.