Mark. 16, 14-20
Auslegung des hl. Papstes Gregor
Wer glaubt und sich taufen läßt, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Vielleicht denkt nun ein jeder bei sich: Ich glaube, also werde ich selig. Das ist wahr, wenn seine Werke dem Glauben entsprechen. Denn wahr ist der Glaube nur dann, wenn einer dem, was er in Worten behauptet, mit den Werken nicht widerspricht. So kommt es, daß Paulus von einigen falschen Gläubigen sagt: Sie geben vor Gott zu kennen, aber mit den Werken verleugnen sie ihn. Darum sagt auch Johannes: Wer sagt er kenne Gott, hält aber seine Gebote nicht, der ist ein Lügner. Wenn sich die Sache so verhält, dann müssen wir die Echtheit unseres Glaubens nach unserem Lebenswandel beurteilen. Denn nur dann sind wir wahrhaft gläubig, wenn wir im Werke vollbringen, was wir mit Worten versprechen. Am Tage unserer Taufe haben wir das Versprechen gegeben, allen Werken des alten Feindes und aller seiner Pracht zu entsagen. Ein jeder von euch stelle daher mit sich selbst eine ernste Prüfung an, und wenn er nach der Taufe das hält, was er vorher gelobt hat, so mag er sicher sein, daß er ein wahrer Gläubiger ist, und sich darüber freuen. Wenn er aber sein Versprechen nicht gehalten hat, wenn er sich zu bösen Werken und zum Verlangen nach irdischer Pracht hat verleiten lassen, dann wollen wir sehen, ob er das, was er gefehlt hat, beweinen will. Denn vor dem barmherzigen Richter wird keiner als Abtrünniger behandelt, der zur Wahrheit zurückkehrt, nachdem er ihr untreu geworden; und der allmächtige Gott bringt dann bei seinem Gerichte unsere Fehler nicht mehr vor, da er unsere Buße gerne aufnimmt.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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