3. Oktober
Lesung 4-6
Theresia vom Kinde Jesu und vom heiligen Antlitz wurde zu Alencon in
Frankreich von achtbaren, durch ganz besondere, stete Frömmigkeit
ausgezeichneten Eltern geboren. Schon in frühester Jugend war sie vom
Geiste Gottes erfüllt und sehnte sich nach dem Ordensstande. Ernstlich
versprach sie Gott, ihm nichts zu verweigern, was er von ihr zu
verlangen schien; und dieses Versprechen hielt sie treulich und eifrig
bis zu ihrem Tode. Mit 5 Jahren verlor sie ihre Mutter; nun überließ sie
sich ganz der Vorsehung Gottes unter der treuen Obhut ihres liebevollen
Vaters und ihrer älteren Schwestern. Unter ihrer Leitung lief Theresia
frohlockend wie ein Riese auf dem Berg der Vollkommenheit voran. Mit 9
Jahren wurde sie den Benediktinerinnen zu Lisieux zur Erziehung
übergeben; hier zeigten sich ihre hervorragenden Kenntnisse in
göttlichen Dingen. In ihrem 10. Lebensjahre quälte sie lange eine
geheimnisvolle, schwere Krankheit; wie sie selbst gesteht, wurde sie
wunderbarerweise davon geheilt durch die Hilfe der allerseligsten
Jungfrau; diese erschien ihr, freundlich lächelnd; Theresia hatte sie
auch unter dem Titel: Unsere Liebe Frau vom Siege in einer neuntägigen
Andacht angerufen. Mit der Glut eines Engels suchte sie sich nun
gewissenhaft vorzubereiten auf den Empfang des heiligen Gastmahles, in
dem Christus genossen wird. Als sie sich zum erstenmal mit dem eucharistischen Brote stärkte,
erfaßte sie, wie es schien, ein unstillbarer Hunger nach dieser
Himmelsspeise. Gleichsam von Gott angetrieben, bat sie deshalb Jesus, er
möge ihr allen Erdentrost in Bitterkeit verwandeln. In dieser zarten,
glühenden Liebe zu Christus, dem Herrn, und seiner Kirche hatte sie nun
keinen anderen Wunsch mehr, als in den Orden der unbeschuhten
Karmelitinnen einzutreten; hier wollte sie durch ihre Selbstverleugnung
und ihre Opfer den Priestern, Missionaren und der ganzen Kirche helfen
und unzählige Seelen für Christus gewinnen; dem Tode nahe, versprach
sie, das auch bei Gott zu tun. Sie hatte jedoch noch nicht das
vorgeschriebene Alter, und so stellten sich ihrem Ordenseintritt viele
Schwierigkeiten entgegen. Mit unglaublichem Starkmut überwand sie diese
jedoch und trat dann mit 15 Jahren zu Lisieux glücklich in den Karmel
ein. Hier führte Gott Theresia in wunderbarer Weise Theresias Herz immer
höher; sie ahmte das verborgene Leben der Jungfrau Maria nach und ließ
wie ein wohlbewässerter Garten alle Tugendblüten aufsprossen, vor allem
eine hervorragende Liebe zu Gott und zum Nächsten. In der Heiligen Schrift hatte sie die Mahnung gelesen: Ist jemand
klein, so komme er zu mir! Um nun dem Allerhöchsten immer mehr zu
gefallen, wollte sie ganz klein im Geiste werden und überließ sich für
immer mit kindlichem Vertrauen Gott, ihrem liebevollstem Vater. Diesen
Weg der geistigen Kindheit lehrte sie nach der Lehre des Evangeliums
auch andere, vor allem die Novizinnen, deren Anleitung zu den
klösterlichen Tugenden sie im Gehorsam übernahm. Voll apostolischem
Eifer zeigte sie so der voll Stolz aufgeblasenen und den Eitelkeiten
nachjagenden Welt den weg der evangelischen Einfalt. Ihr Bräutigam Jesus
aber erfüllte sie gänzlich mit dem Verlangen nach Leiden, nach
seelischem wie nach körperlichem. Da sie wahrnehmen mußte, wie Gottes
Liebe überall mißachtet wurde, brachte sie sich voll tiefem Schmerz zwei
Jahre vor ihrem Tode der Liebe des barmherzigen Gottes als
Schlachtopfer dar. Da wurde sie, wie sie selbst berichtet, von einer
Flamme himmlischen Feuers verwundet. Von liebe ganz verzehrt, den Sinnen
entrückt und mit glühendem Herzen immer wieder rufend: Mein Gott, ich
liebe Dich, eilte sie heim zu ihrem himmlischen Bräutigam, am 30.
September 1897, im Alter von 24 Jahren. Sterbend hatte sie versprochen,
sie wolle einen ständigen Rosensegen auf die Erde senden; das tat sie
nach ihrer Aufnahme in den Himmel durch unzählige Wunder auch wirklich
und tut es noch täglich. Papst Pius XI. Zählte sie den seligen
Jungfrauen bei und zwei Jahre später, im großen Jubeljahr, nahm er sie
unter die Heiligen auf. Ferner bestellte er sie zur besonderen Patronin
aller Missionen.
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