5. Juli
Lesung 4-6
Antonius Maria Zaccaria wurde zu Cremona in der Lombardei aus
vornehmer Familie geboren; schon von Kindheit an zeigte sich an ihm, wie
heilig er einmal werden sollte. Denn schon frühzeitig wurden an ihm die
Anzeichen ganz besonderer Tugenden sichtbar, der frommen Hinneigung zu
Gott und der heiligen Jungfrau, vor allem eine auffallende Liebe zu den
Armen. Um ihnen in ihrer Not zu helfen, war er mehr als einmal gerne
bereit, selbst sein kostbares Kleid auszuziehen. Seine höheren Studien
machte er in seiner Heimatstadt; dann oblag er zu Pavia dem Studium der
Philosophie, zu Padua dem der Medizin. Wie er alle an Reinheit des
Lebens übertraf, so glänzte er auch mühelos mehr als alle seine
Altersgenossen durch die Schärfe seines Geistes. Er erwarb sich die
Doktorwürde und kehrte dann nach Hause zurück. Auf Gottes Mahnung hin
erkannte er jedoch, daß er mehr zur Heilung der Seelen als der Körper
berufen sei, und verlegte sich darum mit großem Eifer auf das Studium
der heiligen Wissenschaft. Inzwischen besuchte er unermüdlich die
Kranken, unterrichtete die Kinder in der christlichen Lehre, leitete
Jugendvereine zur Frömmigkeit an und ermahnte häufig selbst Erwachsene
zur Besserung ihres Lebens. Als er nach Empfang der Priesterweihe das
erste heilige Meßopfer feierte, konnte das Volk, so wird erzählt,
staunend sehen, wie er von einem himmlischen Lichte umflossen und von
einem Engelschor umgeben war. Von da an war er noch mehr auf das Heil
der Seelen bedacht und suchte mit aller Macht der Sittenverderbnis
entgegenzutreten. Außerdem nahm er sich mit väterlicher Liebe der
Fremden, der Armen und Unglücklichen an, richtete sie auf und tröstete
sie durch liebevolle Worte und Unterstützungen, so daß sein Haus als
Zufluchtsort für die Armen betrachtet und er selbst von seinen
Landsleuten Vater des Vaterlandes und Engel genannt wurde. Immer wieder mußte er daran denken, er könne der Christenheit noch
größeren Segen bringen, wenn er sich Gehilfen für die Arbeit im Weinberg
des Herrn suchen würde. Er besprach diesen Plan mit Bartholomäus
Ferrari und Jakob Morigia, zwei vornehmen und heiligmäßigen Männern, und
begründete dann zu Mailand eine Genossenschaft von Regularklerikern;
wegen seiner Liebe zum Völkerapostel benannte er sie nach dem heiligen
Paulus. Sie ward von Papst Clemens VII. und nochmals von Paul III.
bestätigt und verbreitete sich in kurzer Zeit über mehrere Länder. Auch
die Genossenschaft der Englischen Schwestern hatte Antonius Maria zum
Vater und Begründer. Dennoch dachte er so gering von sich, daß er unter
keinen Umständen jemals Vorsteher seines Ordens werden wollte. Seine
Geduld war so groß, daß er die furchtbarsten Stürme, die gegen die
Seinen sich erhoben, mit Starkmut ertrug; seine Liebe war so groß, daß
er unablässig die Ordensleute durch fromme Mahnungen zur Gottesliebe zu
entflammen, die Priester zur Lebensweise der Apostel zurückzuführen und
die Vereinigungen der Familienväter auf die rechte Bahn zu lenken
suchte. Ja, bisweilen zog er unter Vorantragen des Kreuzes mit seinen
Schülern durch die Straßen und suchte durch feurige, eindrucksvolle
Predigten die Verirrten und Gottlosen auf den Weg des Heils
zurückzuführen. Erwähnung verdient auch noch, daß er aus Liebe zu Jesus dem
Gekreuzigten dafür Sorge trug, daß jeden Freitag Nachmittag durch ein
Glockenzeichen alle an das Geheimnis des Kreuzes erinnert wurden. Den
heiligsten Namen Christi gebrauchte er oft in seinen Schriften und
führte ihn ständig im Munde; als echter Paulusjünger trug er seine
Martern an seinem Leibe. Eine ganz besondere Liebe trug er zur heiligen
Eucharistie; er brachte auch die Übung, sie häufig zu empfangen, wieder
zu Ehren. Ferner wird berichtet, er habe die Sitte, sie auf einem
feierlichen Throne drei Tage lang öffentlich anzubeten, eingeführt. Die
Schamhaftigkeit hielt er so hoch, daß er selbst, als sein Körper schon
tot war, nochmals aufzuleben schien und so seine Liebe zu ihr bezeugte.
Dazu kamen noch himmlische Gnadengaben, wie die Verzückung, die Gabe der
Tränen, die Kenntnis der Zukunft, die Herzensschau, eine große Macht
gegen den Feind des menschlichen Geschlechts. So leistete er auf allen
Gebieten Großes. Schließlich wurde er zu Guastalla, wohin er als
Friedensvermittler gerufen worden war, von einer schweren Krankheit
ergriffen. Man brachte ihn nach Cremona. Gestärkt durch eine himmlische
Erscheinung der Apostel starb er dort, nachdem er das Wachstum seiner
Genossenschaft vorausgesagt hatte, unter den Tränen der Seinen in den
Armen seiner frommen Mutter, der er ihren baldigen Tod anzeigte, eines
heiligen Todes am 5. Juli 1539 im Alter von 36 Jahren. Die Verehrung,
die das christliche Volk diesem Manne wegen seiner ausgezeichneten
Heiligkeit und wegen der Fülle seiner Wunder von Anfang an erwies,
bestätigte und billigte Papst Leo XIII. Im Jahre 1897, am Feste der
Himmelfahrt des Herrn, nahm er ihn in feierlicher Weise in die Zahl der
Heiligen auf.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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