Matth. 16, 13 -19
1. August
Petrus durfte allein von den Aposteln die Worte hören: Wahrlich, ich
sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche
bauen. Er war sicher würdig, beim Aufbau der Völker im Hause Gottes der
Grundstein, die stützende Säule und der Schlüssel des Reiches zu werden.
Von ihm sagt die Heilige Schrift: Sie brachten ihre Kranken, damit
wenigstens der Schatten des Petrus beim Vorübergehen auf sie falle. Wenn
damals schon der Schatten seines Körpers Hilfe bringen konnte, um
wieviel mehr jetzt die Fülle seiner Kraft? Wenn damals schon ein bloßer
Luftzug, als er vorüberging, den Bittenden zum Segen wurde, um wieviel
mehr jetzt seine Gnade, da er für immer bleibt! Mit Recht werden daher
in allen christlichen Kirchen die eisernen Ketten, die den Apostel
fesselten, höher geschätzt als Gold. Wenn schon sein Schatten, als er kam, so heilkräftig wirkte, wieviel
mehr erst die Kette, die der Henker ihm anlegte? Wenn die bloße
Erscheinung seines Bildes solche Kraft in sich tragen konnte, wieviel
größere Heilkraft müssen dann erst die Leidensketten aus seinem Leibe
gezogen haben, die mit ihrem Eisengewicht in seine heiligen Glieder sich
eindrückten? Wenn er zum Heile der Bittenden schon vor seinem
Martertode so mächtig war, um wieviel mehr wird er jetzt nach seinem
Triumphe wirken können? Glückselig die Fesseln, die aus Hand- und
Fußfesseln zur Krone werden durften, die den Apostel umschlangen und ihn
zum Märtyrer machten! Glückselig die Ketten, die den Angeklagten zum
Kreuze Christi führten, die weniger zur Hinrichtung als zur Opferweihe
dienen durften. Was ist denn mit den Machabäern? Zu ihrer Ehre wird dieser Festtag
heute von dieser Volksmenge hier begangen. Bei vielen stehen sie gar nicht in
Ehre, weil sie ihren Kampf nicht nach Christus bestanden haben; aber
sie sind es doch wert, von allen geehrt zu werden, weil sie für die
Gesetze und Einrichtungen ihrer Väter sich so mutig und standhaft
zeigten. Denn was hätten sie, die schon vor dem Leiden Christi das
Martyrium erduldeten, erst getan, wenn sie nach Christus verfolgt worden
wären und seinen Tod, den er um unsers Heiles willen auf sich nahm, als
Vorbild zur Nachahmung gehabt hätten? Denn wenn ihre Tugend schon ohne
Vorbild so groß und so mutig war, wären sie nicht noch viel beherzter
zum Kampf geschritten, wenn sie dieses Vorbild vor Augen gehabt hätten?
Ja, es ist eine geheimnisvolle, dunkle Ansicht, die aber mir und allen,
die Gott lieben, sehr glaubwürdig vorkommt, daß keiner von denen, die
vor der Ankunft Christi den Martertod erduldeten, dies ohne den Glauben
an Christus tun konnte.
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