14. Juli
Bonaventura wurde zu Bagnoregio in Etrurien geboren. Als Kind wurde
er von einer tödlichen Krankheit geheilt durch die Fürbitte des heiligen
Franziskus, für dessen Orden er im Falle der Genesung durch ein Gelübde
seiner Mutter bestimmt worden war. Darum trat er als Jüngling in den
Orden der Minderen Brüder ein. Darin erreichte er unter der Leitung
Alexanders von Hales einen so hohen Grad von Gelehrsamkeit, daß er
sieben Jahre später in Paris den Magistergrad erlangte, unter größtem
Beifall öffentliche Vorlesungen über die Bücher der Sentenzen hielt und
später auch einen ausgezeichneten Kommentar dazu verfaßte. Doch nicht
nur durch wissenschaftliche Bildung, sondern auch durch Sittenreinheit,
Lebensunschuld, Demut, Sanftmut, Verachtung irdischer Dinge und
Sehnsucht nach dem Himmel zeichnete er sich wundervoll aus. So war er
sicherlich würdig, als Muster der Vollkommenheit angesehen zu werden
und vom heiligen Thomas von Aquin, mit dem er in innigster Freundschaft
verbunden war, ein Heiliger genannt zu werden. Als dieser nämlich
erfuhr, daß er die Lebensgeschichte des heiligen Franziskus schreibe,
sagte er: Lassen wir den Heiligen für den Heiligen arbeiten! Er glühte von Liebe zu Gott und verehrte ganz besonders das Leiden
Christi, daß er ohne Unterlaß betrachtete, und die jungfräuliche
Gottesmutter, der er sich ganz geweiht hatte; und er gab sich große
Mühe, durch Wort und Beispiel diese Verehrung auch bei anderen zu wecken
und durch kleinere Schriften sie zu fördern. daraus entsprang auch
seine Liebenswürdigkeit, seine gewinnende Sprache und seine auf alle
sich ergießende Liebe, durch die er die Herzen aller voll und ganz in
seinen Bann zog. Mit kaum 35 Jahren wurde er daher zu Rom einstimmig zum
General seines Ordens gewählt; dieses Amt verwaltete er 18 Jahre lang
mit wunderbarer Klugheit und rühmenswerter Heiligkeit. Er traf viele für
die Zucht und die Ausbreitung des Ordens segensvolle Anordnungen. Mit
gutem Erfolg verteidigte er ihn sowie die anderen Bettelorden gegen die
Verleumdungen der Gegner. Vom seligen Papst Gregor X. wurde er zum Konzil von Lyon berufen und
zum Kardinalbischof von Albano ernannt. In hervorragender Weise nahm er
Anteil an den schwierigen Arbeiten des Konzils. So wurde die
Kirchenspaltung beseitigt und die Lehren der Kirche sichergestellt.
Mitten in diesen Arbeiten starb er zum größten Schmerze aller im Jahre
des Heils 1274 in seinem 53. Lebensjahr. Er wurde vom ganzen Konzil zu
Grabe geleitet; selbst der Papst war dabei. Da er durch sehr viele,
große Wunder verherrlicht wurde, nahm ihn Sixtus IV. in die Zahl der
Heiligen auf. Er hinterließ viele Bücher; darin offenbart er neben
großer Gelehrsamkeit eine glühende Frömmigkeit und belehrt und erbaut so
den Leser. Darum wurde er von Sixtus V. mit Recht mit dem Ehrennamen:
Seraphischer Lehrer ausgezeichnet.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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