26. Juli
Heute wird uns das eheliche Gemach der heiligen Anna gezeigt, das uns
ein Vorbild des Ehelebens und zugleich auch des jungfräulichen Lebens
bietet, das erste in der Mutter, das zweite in der Tochter. Erstere ward
eben erst von der Unfruchtbarkeit erlöst, letztere soll etwas später
Christus, durch Gottes Wirken in unserer Natur gebildet, in
übernatürlicher Weise das Leben schenken. Mit Recht ruft also Anna, voll
des heiligen Geistes, frohen, freudigen Herzens: Freuet euch mit mir,
denn aus meinem unfruchtbaren Schoße habe ich den verheißenen Sproß
geboren und die Frucht des Segens nähre ich, wie ich es gewünscht, an
meiner Brust. Das Trauergewand der Unfruchtbaren habe ich abgelegt und
angelegt das Freudenkleid der Fruchtbaren. Heute freue sich mit mir jene
Anna, die Gegnerin der Phenenna, und feiere mit mir dieses neue,
ungeahnte Wunder, daß an mir geschehen ist, nach ihrem Vorbild. Es freue sich Sara, die ebenfalls in ihrem Greisenalter noch beglückt
wurde und meine, nach langer Unfruchtbarkeit erfolgte Empfängnis
vorbildete. Preisen sollen mit mir alle kinderlosen und unfruchtbaren
Frauen die Heimsuchung, die der Himmel auf wunderbare Weise an mir
gewirkt. Ebenso sollen alle mit solcher Fruchtbarkeit begnadeten Mütter
sprechen: Gepriesen sei, der den Bittenden gewährte, was sie ersehnten,
der der Unfruchtbaren Fruchtbarkeit verlieh und ihr das glückselige Kind
schenkte, die Jungfrau, die Mutter Gottes dem Fleische nach wurde; ihr
Schoß wurde zum Himmel; darin nahm Wohnung der, den kein Raum fassen
kann. Mit diesen wollen auch wir sie besingen, sie, die als kinderlos
galt, nun aber Mutter des jungfräulichen Brautgemachs wurde. Mit den
Worten der Schrift wollen wir zu ihr sprechen: Wie selig ist doch Davids
Haus, aus dem du hervorgingst, und der Schoß, in dem Gott die heilige
Bundeslade bildete, d. h. die, von der er ohne Samen empfangen wurde. Ja selig, dreimal selig bist du, die du das von Gott mit Seligkeit
begnadete Kind geboren hast, Maria, die schon wegen ihres Namens gar
sehr verehrungswürdig ist. Aus ihr ist ja Christus, die Blume des
Lebens, hervorgegangen; dieser Jungfrau Geburt war herrlich, ihre
Mutterschaft über alle Welt erhaben. Auch wir wünschen dir Glück, o
selige Frau; du hast unser aller Hoffnung, die Gott uns schenkte, geboren,d. h.
das verheißene Kind. Ja, du bist wirklich selig, und selig ist die
Frucht deines Leibes. Die Zunge der Frommen aber verherrlicht dein Kind,
und jede Sprache preist es voll Freude. Ja, es ist recht, ganz recht,
die zu loben, die durch Gottes Güte die Botschaft erhielt und uns eine
solch hehre Frucht schenkte, aus der der süße Jesus hervorging.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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