(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937 am Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit)
Lucas 6, 36-42
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus
Es gibt zwei Arten der Barmherzigkeit, die uns zum Heile dienen; der Herr selbst führt sie kurz im Evangelium an, wenn er spricht: Vergebt, so wird euch vergeben werden; gebt, so wir euch gegeben werden. Das erste: Vergebt, so wird euch vergeben werden, bezieht sich auf das Verzeihen, das zweite: Gebt, so wird euch gegeben werden, auf das Spenden von Wohltaten. Was sein Wort vom Verzeihen betrifft, so willst du doch auch, daß dir seine Schuld vergeben wird, und du hast auch deinen nächsten, dem gegenüber du Nachsicht über kannst. Und was das Wohltun angeht, so klopft oft ein Bettler bei dir an; nun du bist ja vor Gott auch ein Bettler. Wir alle sind ja, wenn wir beten, Bettler vor Gott, wir stehen vor der großen Tür des Hausvaters, ja, wir fallen nieder und beten unter Tränen, wenn wir etwas haben wollen; und dieses ist Gott selbst. Was will der Bettler von dir? Brot. Und was begehrst du von Gott? Nichts anderes als Christus, der spricht: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wollt ihr, daß ihr Verzeihung erhaltet? So verzeiht selber! Denn es heißt: Verzeihet, so wird euch verziehen werden. Wollt ihr etwas erahlten? Nun es heißt: Gebt, so wird euch gegeben werden.
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