(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
14. Mai
Bonifatius, ein römischer Bürger, führte eine Zeitlang mit Aglaë, einer
vornehmen Frau, ein sündhaftes Leben; bald aber ergriff ihn eine große
Reue über seine Verirrungen und er entschloß sich, zur Sühne die Leichen
der Martyrer aufzusuchen und zu bestatten. Er trennte sich daher von
seinen Reisegefährten. Als er sah, wie zu Tarsus viele um des
christlichen Glaubens willen mannigfach gepeinigt wurden, küßte er ihre
Ketten und feuerte sie an, standhaft die Martern zu ertragen; das Leiden
sei ja nur kurz, aber dann werde eine ewige Ruhe folgen. Deshalb wurde
er ergriffen und mit eisernen Krallen zerfleischt; auch wurden ihm
zwischen die Fingernägel und das Fleisch spitze Stifte getrieben und
flüssiges Blei in den Mund gegossen. Bei all diesen Qualen hörte man
aber nur das eine Wort aus dem Munde des Bonifatius: Ich danke Dir, Herr
Jesus Christus, Du Sohn Gottes! Darauf warf man ihn kopfüber in einen
Kessel mit siedendem Pech; doch er kam unverletzt wieder heraus. Da ward
der Richter zornig und ließ ihn enthaupten. Im Augenblick seiner
Hinrichtung entstand ein großes Erdbeben, so daß viele Heiden sich zum
Glauben an Christus bekehrten. Tags darauf wollten ihn seine Freunde
aufsuchen; aber sie mußten erfahren, daß er den Martertod gestorben war.
Da kauften sie seinen Leichnam um 500 Goldstücke los, balsamierten ihn
ein, hüllten ihn in ein Leinentuch und ließen ihn nach Rom bringen.
Durch einen Engel erfuhr dies die Matrone Aglaë, die inzwischen auch in
sich gegangen war und sich nunmehr guten Werken widmete. Sie eilte dem
heiligen Leichnam entgegen und baute zu seiner Ehre eine Kirche; dort
wurde der Leichnam bestattet am 5. Juni; seine Seele war am 14. Mai in
den Himmel eingegangen. Sein Martyrium erfolgte in Tarsus in Cilicien,
unter der Regierung der Kaiser Diokletian und Maximian.
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