Petrus Canisius wurde zu Nymwegen im Kreise Geldern geboren, und zwar
im gleichen Jahr, in dem in Deutschland Luther offen von der Kirche
sich lossagte und in dem in Spanien Ignatius von Loyola den irdischen
Kriegsdienst aufgab und sich entschloß, nur mehr für den Herrn zu
streiten. So zeigte Gott also schon damals, wer einmal sein Gegner und
wer sein Führer im heiligen Kampf sein werde. Zu Köln, wohin er sich zum
Studium begeben hatte, machte er Gott das Gelübde ewiger Keuschheit;
kurz darauf trat er in die Gesellschaft Jesu ein. Kaum war er zum
Priester geweiht, da begann er den katholischen Glauben gegen die
Angriffe der Neuerer durch Übernahme von Gesandtschaften, durch
Predigten und Abfassen von Schriften zu verteidigen. Wegen seiner
hervorragenden Klugheit und seiner Gewandtheit mußte er auf Drängen des
Kardinals von Augsburg und der päpstlichen Legaten mehrmals am Konzil
von Trient teilnahmen. Im Auftrage des Papstes Pius IV. sorgte er auch
dafür, daß die Beschlüsse dieses Konzils in Deutschland verkündet und
durchgeführt wurden. Von Paul IV. wurde er zum Reichstag nach Perikau
gesandt, von Gregor XIII. ebenfalls in verschiedenen Gesandtschaften
verwandt. Mit unermüdlichem, unbeugsamem Eifer nahm er im Interesse des
Glaubens die schwierigsten Aufträge an und führte sie selbst unter
Lebensgefahr zu einem glücklichen Ende. Sein Herz glühte von himmlischem Liebesfeuer; in der Peterskirche zu
Rom hatte er dies einst reichlich aus dem Innern des Herzens Jesu
geschöpft. Sein Ziel war einzig und allein die Vermehrung der Ehre
Gottes. Es ist kaum zu sagen, was er in einem Zeitraum von über 40
Jahren gearbeitet und gelitten hat, um viele Städte und Gegenden
Deutschlands entweder vor dem Eindringen der Irrlehre zu bewahren oder,
wenn sie davon angesteckt waren, sie dem katholischen Glauben wieder zu
gewinnen. Auf den Reichstagen zu Regensburg und Augsburg ermahnte er die
Fürsten, die Rechte der Kirche zu schützen und die öffentliche
Sittlichkeit zu heben; in Worms brachte er die Vertreter der Irrlehre
trotz ihres Übermutes zum Schweigen. Vom heiligen Ignatius wurde er zum
Provinzial der oberdeutschen Provinz ernannt und gründete vielerorts
Ordens- und Studienhäuser. Das deutsche Kolleg in Rom suchte er mit
aller Kraft zu fördern und zu erweitern; auch an den Hochschulen brachte
er die geistlichen und weltlichen Wissenschaften, die sehr
darniederlagen, zu neuer Blüte; gegen die Magdeburger Zenturiatoren
schrieb er zwei ausgezeichnete Bücher; auch gab er einen Katechismus der
christlichen Lehre heraus, der die Zustimmung der Theologen fand, der
300 Jahre lang überall gebraucht wurde und sich aufs beste bewährte;
dazu veröffentlichte er noch vieles andere, das für die Belehrung des
Volkes sehr nützlich war. Deshalb wurde er der Hammer der Häretiker und
der zweite Apostel Deutschlands genannt, mit Recht glaubte man, er sei
von Gott gesandt worden, um den katholischen Glauben in Deutschland zu
schützen. Trotz dieser vielseitigen Tätigkeit lebte er in steter Vereinigung
mit Gott, durch häufiges Gebet und ständige Betrachtung der himmlischen
Wahrheiten; dabei wurde er häufig von Tränen überwältigt und bisweilen
den Sinnen ganz entrückt. Bei hochstehenden, heiligmäßigen Männern und
bei vier Päpsten stand er in hohen Ehren; dennoch dachte er so gering
von sich, daß er sich für den Niedrigsten von allen hielt und auch so
nannte. Den Bischofsstuhl von Wien lehnte er dreimal ab. Seinen Oberen
war er treu ergeben und jederzeit bereit, auf ihren Wink hin alles
liegen zu lassen oder alles zu unternehmen, auch wenn es mit Gefahr für
Gesundheit und Leben verbunden war. Durch freiwillige Abtötung behütete
er stets die Keuschheit. Zu Freiburg in der Schweiz, wo er in seinen
letzten Lebensjahren noch sehr viel für die Ehre Gottes und das Heil der
Seelen gearbeitet hatte, entschlief er im Herrn am 21. Dezember 1597,
in seinem 77. Lebensjahr. Papst Pius IX. erhob diesen entschiedenen
Vorkämpfer für die katholische Wahrheit zur Ehre der Seligen. Da er
durch neue Wunderzeichen verherrlicht wurde, nahm ihn Papst Pius XI. im
Jubiläumsjahr in die Zahl der Heiligen auf und erhob ihn zugleich zum
Lehrer der ganzen Kirche.
(Vita aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937 - Holzschnitt aus dem Buch Legende von den lieben Heiligen Gottes Georg, Ott 1861)
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