6. Jan.
Geliebteste,
freuet euch im Herrn! Und wiederum sage ich: Freuet euch! Denn kaum ist
das Fest der Geburt Christi vorüber, da bricht nach kurzer Zwischenzeit
schon die Feier seiner Erscheinung an; ihn, den an jenem Tage die
Jungfrau geboren hat, ihn hat heute die Welt anerkannt. Denn das Wort,
das Fleisch geworden ist, hat seinen Eintritt in unsere Natur so weise
eingerichtet, daß der neugeborene Heiland den Gläubigen geoffenbart
wurde, den Verfolgern aber verborgen blieb. Schon damals hat der Himmel
die Herrlichkeit Gottes verkündet und in alle Lande ist der Schall der
Wahrheit gedrungen, als das Heer der Engel den Hirten die Geburt des
Welterlösers verkündete und ein Stern die Weisen zur Krippe führte,
um ihn anzubeten. Da erstrahlte vom Aufgange der Sonne bis zum
Untergange die Geburt des wahren Königs; denn die Reiche des
Morgenlandes erhielten die Nachricht von diesem Ereignis durch die
Weisen und auch dem Römischen Reiche konnte es nicht unbekannt bleiben. Der grausame Herodes, der den ihm verdächtigen König gleich am Anfang
beseitigen wollte, mußte, ohne es zu wissen, zur Durchführung des
Planes Gottes mithelfen. Denn da er eine solche Freveltat ersann und den
ihm unbekannten Knaben durch rücksichtsloses Morden aller Kinder
vernichten wollte, trug die Kunde hiervon die himmlische Botschaft von
der Ankunft des Herrschers überallhin. Umso schneller und eifriger wuchs
dieses Gerücht infolge der unerhörten Neuheit dieser himmlischen
Botschaft und infolge der Freveltat des blutdürstigen Verfolgers. Damals
mußte der Erlöser auch nach Ägypten gebracht werden, damit dieses Volk,
das noch in seinem alten Heidenglauben befangen war, auf die Nähe des
Heilandes durch eine ganz in der Stille wirkende Gnade hingewiesen
werde. Es sollte schon damals die Wahrheit in seiner Mitte beherbergen,
da es noch nicht einmal aus seinem Herzen den falschen Glauben
verscheucht hatte. Geliebteste, betrachten wir also die Weisen, die Christus anbeten,
als die Erstlinge unserer Berufung und unseres Glaubens, und feiern wir
mit frohem Herzen den Beginn unserer seligen Hoffnung! Damals haben wir
den ersten Schritt zu unserer ewigen Erbschaft getan; durch dieses
Ereignis sind uns die Geheimnisse der Schrift, die von Christus reden,
klar geworden, und die Wahrheit, die von den Juden in ihrer Verblendung
nicht angenommen wurde, strahlte mit ihrem Lichte über alle Nationen.
Dieser hochheilige Tag, an dem der Urheber unseres Heiles sich offenbart
hat, sollte daher stets von uns in Ehren gehalten werden. Ihn, den die
Weisen als Kind in der Krippe angebetet haben, ihn wollen auch wir als
den Allmächtigen im Himmel hochpreisen. Wie sie aus ihren Schätzen dem
Herrn geheimnisvolle Gaben dargebracht haben, so wollen auch wir aus
unseren Herzen das, was Gottes würdig ist, ihm darbringen.
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