(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
Matth. 8, 1 - 13
Als der Herr vom Berge herabstieg, kam ihm eine große Volksmenge
entgegen; diese kann sich zur Höhe nicht aufschwingen. Zuerst begegnete
ihm ein Aussätziger; denn mit seinem Aussatze konnte er die lange Rede
des Heilandes auf dem Berge nicht anhören. Hier ist zu beachten, daß
dieser zuerst, und zwar gesondert, geheilt wurde, hierrauf der Knecht
des Hauptmannes, sodann die fieberkranke Schwiegermutter des Petrus in
Kapharnaum, und zuletzt die von böesen Geistern geplagten, deren Teufel
er mit seinem Wort austrieb, als er auch alle übrigen Bresthaften
heilte. Und siehe, ein Aussätziger
kam, betete ihn an und sprach. Ganz passend bietet sich nach der
Predigt und Lehre Gelegenheit zu einem Wunderzeichen; so konnte durch
ein mächtiges Wunder die eben gehörte Rede vor den Zuhörern bekräftigt
werden. Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen! Wer so um das
Willen bittet, zweifelt nicht am Können. Und Jesus streckte seine Hand
aus, rührte ihn an und sprach: Ich will, sei rein. Sobald der Herr die
Hand ausstreckte, wich der Aussatz. Achte auch darauf, wie einfach und
schmucklos die Antwort ist. Jener hatte gesagt: Wenn du willst; der Herr
erwiderte: Ich will. Jener hatte zuvor gesagt: Du kannst mich reinigen.
Der Herr knüpft daran an und spricht: Sei rein! Man darf also nicht,
wie viele Lateiner meinen, die Worte verbinden und lesen: Ich will dich
reinigen, sondern man muss die Wörter auseinanderhalten; zunächst sagt
er: Ich will, und dann befahl er: Sei rein. Und Jesus sprach zu ihm:
Siehe zu, daß du es niemandem sagst. Wozu war es auch notwendig, mit
Worten zu verkünden, was er an seinem Leibe deutlich zur Schau trug.
Sondern gehe hin, zeige dich dem Priester. Aus verschiedenen Gründen
schickte er ihn zu dem Priester. Zuerst aus Demut, damit man sehe, daß
er den Priestern Erfurcht erweist; denn es war vorgeschrieben im
Gesetze, daß alle, welche vom Aussatze rein geworden, den Priestern eine
Gabe opfern sollten. Ferner, daß sie, wenn sie den vom Aussatze
gereinigten sehen würden, entweder an den Erlöser glaubten oder nicht
glaubten; wenn sie glaubten, sollten sie gerettet sein; wenn sie aber
nicht glaubten, sollten sie keine Entschuldigung mehr haben. Und
zugleich, damit es nicht den Anschein erwecke, als übertrete er das
Gesetz; das machten sie ihm ja oft genug zum Vorwurf.
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