1. Jan
Geliebteste!
Nur der begeht in Wirklichkeit und in der rechten Weise das heutige
Fest, der von der Menschwerdung des Herrn nichts Falsches und nichts der
Gottheit Unwürdiges glaubt. Denn in gleicher Weise ist es gefährlich,
wenn man ihm entweder die wahre Menschennatur oder die Gleichheit mit
der Herrlichkeit des Vaters abspricht. Da wir uns nun anschicken, das
Geheimnis der Geburt Christi zu erwägen, da er das Kind einer
jungfräulichen Mutter wurde, so wollen wir weit von uns weisen alle
Finsternis rein irdischer Überlegungen, und von dem erleuchteten Auge
des Glaubens soll weichen aller Dunst irdischer Weisheit. Göttlich ist ja die Offenbarung, der wir glauben; göttlich die Lehre,
der wir folgen. Denn ob wir dem Zeugnisse des Gesetzes oder den
Aussprüchen der Propheten oder dem Posaunenrufe des Evangeliums unser
geistiges Ohr leihen, es wir immer wahr bleiben, was Johannes, voll des
Heiligen Geistes, ausgerufen hat: Im Anfange war das Wort und das Wort
war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfange bei Gott.
Alles ist durch dasselbe geworden und nichts ist geworden ohne dasselbe.
Und ebenso ist wahr, was derselbe Lehrer hinzugefügt hat: Das Wort ist
Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt; und wir haben seine
Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater. In beiden Naturen tritt also derselbe Gottessohn auf; das Unsrige
nahm er an, ohne seine Wesenheit abzulegen; in der Menschennatur
erneuerte er den Menschen und blieb dennoch in sich selbst unverändert.
denn die Gottheit, die er mit dem Vater gemeinsam besitzt, erlitt keinen
Verlust an Allmacht; auch entweihte er durch die Knechtsgestalt nicht
die Gottesgestalt; denn die höchste und ewige Wesenheit, welche sich zum
Heile des Menschengeschlechtes erniedrigte, erhob uns zwar zu ihrer
Herrlichkeit, hörte aber trotzdem nicht auf, zu sein, was sie selbst
war. Wenn daher der eingeborene Gottessohn bekennt, er sei geringer als
der Vater, dem er doch auch wieder gleich zu sein behauptet, so beweist
er gerade hierdurch, daß er tatsächlich beide Naturen besitzt. Denn die
Ungleichheit mit dem Vater deutet auf seine menschliche Natur, die
Gleichheit mit dem Vater aber auf die göttliche.
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