Montag, 4. November 2013

Predigt vom Hl. Bonifatius - Von den beiden von Gott bestimmten Reichen

Elfte Rede 

Von den beiden von Gott bestimmten Reichen


 Gott hat zwei Reiche bestimmt, nämlich das der gegenwärtigen und das der zukünftigen Welt, und für beide eine Zeit anberaumt, und angeordnet, den Tag seines Gerichtes, welchen er selbst bestimmt hat, zu erwarten, an welchem eine Sichtung aller Dinge und Seelen vorgenommen werden soll, damit die Gottlosen für ihre Sünden dem ewigen Feuer übergeben werden, Diejenigen aber, welche nach dem Willen ihres Schöpfers und Gottes gelebt haben, für ihre guten Werke, nachdem sie den Segen empfangen, im klarsten Lichte strahlend in das ewige Leben eingehen und die ewigen Wohlthaten unaussprechlicher Güter empfangen. Jetzt, Brüder, sind bereits die Tage der heiligen und geistigen Reinigung der Seele da, an welchen einige Anstrengung des Körpers stattfindet, aber der Seele Gewinn erwächst, wie denn auch der Apostel sagt: Jetzt ist die

Sonntag, 3. November 2013

Predigt vom Hl. Bonifatius - Von der Menschwerdung des Sohnes Gottes und von der Erlösung des menschlichen Geschlechts.

Zehnte Rede 

Von der Menschwerdung des Sohnes Gottes und von der Erlösung des menschlichen Geschlechts.


1. Der allmächtige Gott schuf den ersten Menschen im Paradiese nach seinem Bilde und Gleichniß (Gen. l, 26.) und wollte, daß er ewig lebe; als aber der Urvater des menschlichen Geschlechtes in Folge seiner Schuld aus den Freuden des Paradieses verstoßen wurde und der Sorge dieses Elendes und der Blindheit, an welcher wir leiden, anheimfiel, konnte er die Freuden des himmlischen Vaterlandes, welche er früher geschaut hatte, nicht mehr sehen. Im Paradiese nämlich war der Mensch gewohnt, der Ansprache Gottes zu genießen und durch die Reinheit des Herzens und die Erhabenheit der Anschauung unter den Geistern der seligen Engel zu weilen. Diese Ergötzungen verlor der Mensch damals, als er im Paradiese sündigte. Nachdem der erste Mensch gefallen war, wurde er Allem, was er mit dem Lichte des Geistes geschaut hatte, entrückt und wir, die wir aus seinem Fleische in der Blindheit dieses Elendes geboren sind, hörten zwar, daß es ein himmlisches Vaterland gebe, hörten, daß die Engel Gottes Bewohner desselben seien, und hörten, daß die Geister der vollkommenen Gerechten diesen Engeln beigesellt werden, da aber alle fleischliche Menschen dieses Unsichtbare nicht durch die Erfahrung zu fassen vermögen, so zweifeln sie, ob das, was sie mit den körperlichen Augen nicht sehen, wirklich bestehe. Wenn sie hören, daß das Höchste auch unsichtbar ist, so hegen sie, weil sie nur das sichtbare Niedrigste, worin sie geboren sind, kennen, Mißtrauen gegen die Wahrheit des Unsichtbaren, und so geschah es, daß der Schöpfer des Unsichtbaren und des Sichtbaren, der Eingeborene des Vaters, zur Erlösung des menschlichen Geschlechtes kam und der Eingeborene des Vaters Fleisch wurde, um uns zu dem Glauben zu führen. O wie groß ist die Güte unseres Gottes, welcher uns schuf und befreite und viele Schmähungen und Verhöhnungen in Worten von den treulosen Juden erduldete, damit wir uns nach seinem Beispiele in der wahren Geduld üben möchten; er empfing die Backenstreiche der ihn Mißhandelnden, um die Seelen der Gläubigen aus den Schlingen des Teufels zu befreien; er verbarg nicht vor den ihn anspeienden Treulosen das Gesicht, um uns mit dem Wasser des Heils abzuwaschen; er ertrug schweigend die Schläge, um uns von den ewigen Strafen zu erretten; er erduldete die Maulschellen, um uns ewige Ehre unter den Chören der Engel zu Theil werden zu lassen; er nahm bei seinem Durste die Bitterkeit der Galle, an um uns mit der ewigen Süßigkeit zu berauschen; das Leben selbst kam bis zum Tode, um den Todten das Leben zu bereiten. Warum hält man es also für hart, daß der Mensch für seine Bosheiten von Gott Schläge ertragen soll, wenn Gott von den Menschen so viel Böses für seine Wohlthaten ertrug? Wie kann Jemand mit gesundem Verstande über seine Züchtigung unwillig sein, da er selbst, der doch hier ohne Sünde lebte, von hier nicht ohne Züchtigung abging? Alles dieß und noch viel Anderes ertrug unser Erlöser für unser Heil und wir müssen aus Liebe zu ihm alle Laster und bösen Begierden lassen, weil er uns so sehr liebte, daß er für uns sein heiliges Blut vergoß. Wandeln wir also, geliebteste Brüder! auf dem schwierigen und rauhen Wege des Erlösers, lassen wir uns durch die Liebe zum Irdischen nicht überwältigen, nicht vom Stolze aufblasen, nicht vom Zorne zerfleischen, nicht von der Ueppigkeit beflecken, nicht vom Neide verzehren. Aus Liebe zu, uns geliebteste Brüder! unterlag unser Erlöser, lernen wir aus Liebe zu ihm uns selbst überwinden; thun wir dieß vollständig, so entgehen wir nicht nur den drohenden Strafen, sondern werden durch die den Märtyrern zukommende Herrlichkeit belohnt.
2. Da wir also, geliebteste Brüder! diese Hoffnung haben, so müssen wir uns reinigen von allem Unrathe des Fleisches und des Geistes und sollen, was böse und schmutzig ist, weder mit dem Leibe thun, noch mit dem Geiste denken, wie es den Heiligen ziemt, damit wir bei der künftigen Auferstehung zur Herrlichkeit und nicht zur Strafe zu gehen verdienen, denn ein Theil wird auferstehen, um von Gott die himmlischen Belohnungen zu erlangen, ein anderer aber, um mit dem Teufel ewige Qualen zu leiden, denn der Herr sagt im Evangelium von den Missethätern und Ungerechten: Alsdann werden die Gottlosen in das ewige Feuer, die Gerechten aber in das ewige Leben gehen (Matth. 25, 46.). Prägt euch also, geliebteste Brüder! diese Auferstehung, welche durch die apostolischen und göttlichen Worte bekräftigt ist, auf das Festeste ein. Bedenkt, daß unser Herr Jesus Christus, welcher von den Todten auferstanden ist und in seiner Unsterblichkeit zur Rechten des Vaters sitzt, sich würdigt, uns zu der gleichen Belohnung der Auferstehung zu berufen. Zeigt euch also würdig, daß euch jene himmlische und ewige Herrlichkeit verliehen wird, welche ihr nur dann erlangen könnt, wenn ihr euch in Allem heilig bewährt. Enthaltet euch aller bösen Werke des Hasses, der Feindschaft, der Trunkenheit der Unzucht, des Diebstahles und des Meineids, weil Gott alle diese und ähnliche Laster haßt und die, welche sich dieselben zu Schulden kommen lassen in der Zukunft bestrafen wird. Seid also gütig, barmherzig, demüthig und schamhaft und thut stets das, was Gott an seinen Heiligen liebt, damit ihr mit seinen Heiligen zum ewigen Leben gelanget durch Jesus Christus, unsern Herrn, welcher sich würdigen wolle uns in Allem zu beschützen und mit seiner Gnade beizustehen. Ihm sei Ehre mit dem Vater und dem heiligen Geiste von Ewigkeit zu Ewigkeit.
(Aus Sämmtliche Schriften des Heiligen Bonifacius des Apostel der Deutschen. Zweiter Band 1859)

Predigt vom Hl. Bonifatius - Welche Handlungen mit allem Eifer zu vermeiden und ...

Neunte Rede 

Welche Handlungen mit allem Eifer zu vermeiden und welche mit aller Kraftanstrengnng zu vollbringen sind.

1. Wir müssen Geliebteste! den Zustand des gegenwärtigen Lebens betrachten, wir müssen betrachten, welche Handlungen wir mit allem Eifer zu vermeiden und welche wir mit der ganzen Anstrengung unserer Kräfte zu vollbringen haben. Bei Allem, was hier gethan werden kann, müssen wir stets darauf bedacht sein, wie wir dem Teufel, unserm Verführer, widerstehen und wie wir Jesus, unserm Gott und Erlöser, gefallen mögen. Wir gefallen diesem aber dadurch, daß wir das, was er befohlen hat, thun und das, was er untersagt hat, verabscheuen. Er gebietet uns aber, keine Sünden und Ungerechtigkeiten zu begehen und die begangenen durch das Heilmittel der Buße möglichst schnell wieder gut zu machen; er befiehlt demnach, daß wir rechtschaffen und fromm leben und das Ewige suchen und daß Jeder seinem Amte und seiner Bestimmung fleißig obliege, damit er nicht überflüßig oder weniger nützlich an seiner Stelle erscheine. Es wohnt nämlich in dem Körper nur eine einzige Seele, worin das Leben besteht, aber an ihm sind viele Glieder, welche sich durch verschiedene Obliegenheiten unterscheiden; eben so giebt es in der Kirche nur einen einzigen Glauben, welcher überall durch die Liebe wirken soll, aber verschiedene Würden, welche ihre eigenen Verrichtungen haben; denn der Stand der Vorgesetzten ist ein anderer als jener der Untergebenen, der Stand der Reichen ein anderer als jener der Armen, der Stand der Alten ein anderer als jener der Jungen und jede Person hat ihre eigenen Vorschriften, wie jedes Glied am Körper seine eigene Obliegenheit hat. Die Bischöfe nämlich haben die Obliegenheit, das Schlechte zu verbieten, die Schwachmütigen zu trösten und die Frechen zu strafen; sodann muß die königliche Würde den Völkern Furcht und Verehrung einflößen, weil es keine Gewalt giebt, außer von Gott (Röm. 3, l 2.), deßgleichen sollen alle Machthaber und Richter (Judices; in andern Handschriften findet sich die Lesart divites (Reiche), welche aber weniger dem Sinne entspricht), welche dem Könige anhängen, gläubig, demüthig und barmherzig sein, sollen nach der Gerechtigkeit und nicht nach den Geschenken richten, die Wittwen, Waisen und Armen vertheidigen, ihren Bischöfen unterthan sein, Niemand durch Gewalt unterdrücken und nicht nach ungerechten Reichthümern haschen, sondern eher das Ihrige den Dürftigen geben, als fremdes Gut an sich reißen.

Vita vom Hl. Karl Borromäus

aus dem Buch Legende von den lieben 
Heiligen Gottes Georg, Ott 1861
Karl wurde zu Mailand aus der Adelsfamilie Borromei geboren. Ein himmlisches Licht leuchtete in der Nacht, da er geboren wurde, über dem Gemach seiner Mutter und deutete schon im voraus an, wie sehr er einmal durch seine Heiligkeit leuchten werde. Schon als Kind wurde er für den geistlichen Stand bestimmt und erhielt bald darauf eine Abtei; er ermahnte jedoch seinen Vater, die Einkünfte nicht zum Familienvermögen zu schlagen. Als er dann selbst deren Verwaltung in die Hand bekam, verschenkte er alles, was übrigblieb, an die Armen. In seiner Jugendzeit studierte er in Pavia die freien Wissenschaften. Die Keuschheit bewahrte er gewissenhaft; unsittliche Weiber, die des öfteren zu ihm kamen, um seine Reinheit zu Fall zu bringen, jagte er unnachgiebig und unerbittlich davon. Mit 22 Jahren wurde er von seinem Onkel Pius IV. in das hohe Kardinalskollegium aufgenommen; auch darin tat er sich durch seine ausgezeichnete Frömmigkeit und durch seine allseitige glänzende Tugend hervor. Bald darauf wurde er von dem erwähnten Papst auch zum Erzbischof von Mailand ernannt. Als solcher gab er sich die größte Mühe, die ihm anvertraute Herde in der rechten Weise zu leiten entsprechend den Beschlüssen des Konzils von Trient, das besonders durch seine Bemühungen damals abgeschlossen worden war.

Samstag, 2. November 2013

Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius - Lukas 11, 33. - 36.

33. Niemand zündet ein Licht an, und setzt es an einen verborgenen Ort, nocht unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit die Eintretenden das Licht sehen. 34. Das Licht des Leibes ist dein Auge. Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib erleuchtet sein; wenn er aber schalkhaft ist, so wird auch dein Leib finster sein. 35. Sieh also zu, dass das Licht, so in dir ist, nicht Finsternis sei. 36. Wenn daher dein  Leib ganz erleuchtet ist, und nichts Finsteres an sich hat, so wird das ganze erleuchtet sein, und dich erleuchten wie das Leuchten des Blitzes.

Nachdem er im Vorhergehenden der Kirche der Synagoge gegenüber den Vorzug gegeben hat, ermahnt er uns nun, doch lieber der Kirche unser Vertrauen zu schenken. Die Leuchte ist der Glaube, entsprechend dem Schriftwort: Eine Leuchte für meine Füsse ist dein Wort, o Herr. Das Wort Gottes ist soviel wie unser Glaube.

Hl. Martinus - Vita (Brevier)

11. November
aus dem Buch Legende von den lieben 
Heiligen Gottes Georg, Ott 1861
Martinus wurde zu Steinamanger in Ungarn geboren. Mit 10 Jahren ging er gegen den Willen seiner Eltern heimlich in die Kirche und ließ sich in die Zahl der Taufschüler aufnehmen. Mit 15 Jahren wurde er Soldat; er diente zunächst im Heere des Konstantius, ann in dem Julians. Als er eines Tages zu Amiens außer seinen Waffen und seinen Kleidern, die er bei sich trug, nichts bei sich hatte, bat ihm ein halbnackter Mann im Namen Christi um ein Almosen; da schenkte er ihm einen Teil seines Mantels. In der folgenden Nacht erschien ihm Christus, mit diesem Mantelstück bekleidet, und sagte zu ihm: Der Taufschüler Martinus hat mich mit diesem Gewand bedeckt. Mit 18 Jahren empfing er die Taufe. Daraufhin gab er den Kriegsdienst auf und ging zum Bischof Hilarius von Poitiers; dieser nahm ihn in die Zahl seiner Akolythen auf. Später wurde er Bischof von Tours. Er erbaute ein Kloster und führte dort mit achtzig Mönchen eine Zeitlang ein heiliges Leben. Später fiel er in dem Dorfe Candes, das zu seiner Diözese gehörte, in ein schweres Fieber. Unablässig bat er Gott, er möge ihn aus diesem sterblichen Kerker befreien. Seine Jünger hörten das und fragten ihn: Warum willst du uns verlassen, Vater? Wem willst du uns Arme denn anvertrauen? Da betete Martinus zu Gott: Herr, wenn ich Deinem Volke noch notwendig bin, so verweigere ich die Arbeit nicht. Trotz seines heftigen Fiebers erhob er die Augen zum Himmel und betete. Seine Jünger sahen das und baten ihn inständig, er möge es sich doch etwas bequemer machen, möge die Augen zur Erde senken und ruhen, bis die Krankheit nachlasse. Da sprach Martinus: Laßt mich lieber zum Himmel schauen als zur Erde; mein Geist soll zum Herrn sich emporrichten; er muß nun doch seinen Weg gehen. Kurz vor seinem Tode erblickte er den Feind des Menschengeschlechtes; da rief er aus: Was stehst du hier, blutgierige Bestie? Du wirst an mir nichts finden, was Verdammung verdient. Nach diesen Worten gab er seine Seele Gott zurück. Er war 81 Jahre alt. Seine Seele wurde von einem Chore von Engeln aufgenommen; viele hörten, wie sie das Lob Gottes sangen, so vor allem der heilige Bischof Severin von Köln.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937) 

Predigt vom Hl. Bonifatius - Wie man hier leben soll und wie das zukünftige Leben beschaffen ist.

Achte Rede 

Wie man hier leben soll und wie das zukünftige Leben beschaffen ist.

Denken wir. geliebteste Brüder! stets daran, wie wir in dem gegenwärtigen Leben leben sollen und wie wir nach dem Ende dieses Lebens leben werden. Die Menschen können wahrlich nicht zu Grunde gehen, wie die der Vernunft entbehrenden Thiere, sondern jeder Mensch hat eine ewige Seele, welche nach dem, was sie Gutes oder Böses im Körper vollbracht hat, gerichtet werden wird, denn es gereicht Jedem zum Heile, den Geboten Gottes zu gehorchen und stets mit aller Anstrengung seinen Willen zu thun, da er will daß alle Menschen selig werden und Niemand zu Grund gehe (Vgl. I. Tim. 2, 4.). Deßhalb setzte er nach dem Sacramente der Taufe die zweite Reinigung durch die Buße, damit das Böse welches wir nach der Abwaschung durch die Taufe verüben, durch das Heilmittel der Buße getilgt werde, und damit wir, die wir vorher in bösen Handlungen begriffen waren später nach der Bekehrung in guten Werken leben, weil es nicht genügt, daß wir nur das Böse lassen, wenn wir nicht alsbald auch das Gute thun, was uns anbefohlen ist,