Sonntag, 14. Mai 2017

21. Sonntag nach Pfingsten - Hl. Hieronymus aus dem Brevier

Lesung 7-9
Matth. 18, 23-25
Auslegung des hl. Priesters Hieronymus

die Syrier und hauptsächlich die Bewohner von Palestina haben die Gewohnheit, allen Reden Gleichnisse anzufügen; was die Zuhörer auf ein einfaches Wort hin nicht fassen können, soll durch  Gleichnisse und Beispiele faßlicher werden. So gab auch der Herr dem Petrus durch das Gleichnis von einem König und Herrn, sowie von einem Knecht, der dem Herrn zehntausend Talente schuldete, auf seine Bitte hin aber Nachlaß erhielt, die Lehre, daß auch er seinen Mitknechten, die doch weniger fehlen, Verzeihung gewähren müsste. Denn wenn die König und Herr seinem Schuldner zehntausend Talente so leicht nachließ, um wieviel mehr müssen Knechte ihren Mitknechten kleinere Schulden nachlassen? Um dies noch deutlicher zu machen, wollen wir ein Beispiel anführen: Wenn einer von uns einen ehebruch, einen Mord oder Gottesraub begangen hat, dann wird ihm diese Sünde, die doch größer ist als eine Schuld von zehntausend Talenten, auf seine Bitte hin nachgelassen, falls auch er seinen Schuldnern ihre kleinen Schulden erläßt. Wären wir aber wegen einer erlittenen Unbill unversöhnlich und würden wir wegen eines bitteren Wortes stete Feindschaft unterhalten, verdienten wir da nicht mit Recht in den Kerker geworfen zu werden und würden wir da durch unser eigenes Vorbild nicht darauf hinarbeiten, daß auch uns kein Nachlass für unsere größeren Sünden gewährt wird? So wird auch mein himmlischer Vater mit euch verfahren, wenn ihr nicht, ein jeder seinem Bruder, von Herzen verzeiht. Ein furchtbares Wort, das sich nach unserer Gesinnung das Urteil Gottes richtet! Wenn wir unseren Brüdern ihre geringen Schulden nicht erlassen, dann werden auch uns unsere großen von Gott nicht erlassen. Wohl kann ein jeder sagen: Ich habe nichts gegen ihn; er weiß es, er hat Gott zum Richter; ich kümmere mich nicht darum, was er tun will; ich habe ihm verziehen. Doch der Herr erklärt ganz bestimmt und er macht damit jede Vortäuschung friedlicher Gesinnung unmöglich, er sagt: Wenn ihr nicht, ein jedem senem Bruder, von Herzen verzeiht.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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