Montag, 15. Mai 2017

22. Sonntag nach Pfingsten - Hl. Hilarius aus dem Brevier

Lesung 7-9
Matth. 22, 15-21
Auslegung des hl. Bischofs Hilarius
Die Pharisäer gerieten häufig in Erregung; jedoch aus seinem bisherigen Tun konnten sie keinen vorwand finden, ihm etwas vorzuwerfen. Denn auf seine Werke und seine Worte konnte kein Verdacht einer Sünde fallen. In ihrer Bosheit tateb sie jedoch alles, um einen Grund zur Anklage zu finden. Er rief ja alle von den Lastern der Welt und den falschen, von den Menschen erdachten Glaubenslehren weg zur Hoffnung auf das Himmelreich. So wollten sie nun durch die Frage, die sie ihm vorlegten, herausbekommen, ob er etwa die weltliche Obrigkeit nicht anerkenne; sie fragten ihn also, ob es erlaubt sei, dem Kaiser Steuer zu zahlen. Er aber durchschaute ihre verborgenen Gedanken; denn Gott sieht alles, was im Inneren des Menschen verborgen ist. Und so ließ er sich einen Denar geben und fragte, wessen Aufschrift und wessen Bild das sei. Die Pharisäer antworteten: Des Kaisers. Da sagte er ihnen: Man muss dem Kaiser geben, was des Kaisers ist. Welch wundervolle Antwort! Welch vollkommene Lösung liegt in diesem wahrhaft himmlischen Ausspruch! Damit hat er zwischen Verachtung der Welt und kränkender Beleidigung des Kaisers alles wohlgeordnet, hat gottesfürchtige Seelen aller menschlichen Sorgen und Pflichten enthoben, indem er entschied, man müsse dem Kaiser geben was des Kaisers ist. Denn wenn wir von dem, was sein ist, nichts mehr haben, dann sind wir an die Pflicht, ihm zu geben, was sein ist, nicht mehr gebunden. Anders aber, wenn wir uns an das hängen, was sein ist, wenn wir die von ihm verliehene Rechte gebrauchen und uns wie Mietlinge der Sorge für fremdes Gut unterwerfen. Wir dürfen also nicht über Unrecht klagen, wenn wir dem Kaiser geben müssen, was des Kaisers ist, und Gott geben müssen, was sein ist, den Leib, die Seele, den Willen. Denn auf ihn gehen diese Gaben, die wir besitzen, zurück und von ihm werden wir sie erhalten; darum ist es billig, daß sie auch ganz dem hingegeben werden, dem sie den Ursprung und die Erhaltung verdanken.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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