Montag, 24. April 2017

Quatemberfreitag (September) aus dem Brevier

Lesung 1-3
Lukas 7, 36-50
Auslegung des hl. Papstes Gregor

Wen deutet dieser Pharisäer, der auf seine falsche Gerechtigkeit so stolz ist, anders an, als das jüdische Volk? Und das sündige Weib, das weinend sich dem Herrn zu Füßen wirft, wen deutet es anders an als das bekehrte Heidenvolk? Sie kam mit einem alabastergefäß, goß die Salbe aus, trat von hinten zu den Füßen des Herrn hinzu, benetzte seine Füße mit ihren Tränen, trocknete sie mit ihren Haaren und küßte sie unablässig, nachdem sie sie benetzt und abgetrocknet hatte. Uns also, uns hat dieses Weib vorgebildet, wenn wir mit ganzem Herzen nach einer Sünde zum Herrn zurückkehren, wenn wir weinen und Buße tun wie sie. Denn was wirrd durch die Salbe anderes angedeutet als der Wohlgeruch eines guten Rufes? Darum sagt auch Paulus: Wir sind Christi Wohlgeruch für Gott an allen Orten. Wenn wir also gute Werke tun und dadurch die Kirche mit unserem Wohlgeruch unseres guten Rufes erfüllen, was tun wir da anderes, als Salbe über den Herrn ausgießen? Das Weib trat von hinten zu den Füßen Jesu hinzu; wir standen vor den Füßen des Herrn, als wir in Sünden lebeten und uns ihm in den Weg stellten. Wenn wir aber nach der Sünde umkehren und aufrichtig Buße tun, dann stehen wir hinter seinen Füßen; dann folgen wir seinen Spuren, während wir vorher ihm feindlich gegenüber traten. Mit Tränen benetzt dieses Weib seine Füße; das tun auch wir in Wahrheit, wenn wir uns mitleidig selbst zu den geringsten Gliedern des Herrn herablassen, mit seinen heiligen Brüdern in der Trübsal Mitleid empfinden und ihr Leid als unser Leid betrachten. Mit den Haaren trocknen wir die Füße des Herrn, wenn wir seinen heiligen Brüdern zugetan sind und ihnen von unserem Reichtum mitteilen, wenn wir si Mitgefühl mit ihnen empfinden, daß auch unsere freigebige Hand unser Mitgefühl beweist. Denn wer zwar mit der Not des Nächsten Mitleid hat, aber von seinem Reichtum ihm nichts gibt, der benetzt zwar die Füße des Erlösers mit Tränen, trocknet sie aber nicht mit seinen Haaren ab. Er weint, aber er trocknet nicht ab. Wenn er zwar Worte der anteilnahme spricht, aber den herben Schmerz nicht im geringsten zu lindern sucht, wenn er nämlich dem Nächsten nicht gibt, was ihm fehlt. Das Weib küßte die Füße, nachdem es sie abgetrocknet hatte. Auch wir tun das, wenn wir von Herzen diejenigen lieben, denen wir durch unsere milden Gaben den Unterhalt gewähren. Denn nie darf uns die Not des Nächsten lästig werden, nie darf seine Dürftigkeit, während wir ihm helfen, uns beschwerlich werden, nie darf in unserem Herzen, während unsere Hand ihm das notwendige reicht, die Liebe erkalten.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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