Mittwoch, 12. April 2017

Mariä Namen - hl. Bernhard und hl, Chrysogolus aus dem Brevier

12. September
Lesung 4-9
Predigt des hl. Bernhard
Es heißt: Und der Name der Jungfrau war Maria. Wir wollen auch über diesen Namen kurz etwas sagen. In der Übersetzung bedeutet er Stern des Meeres und er paßt sehr gut auf die jungfräuliche Mutter; denn diese wird ganz richtig mit einem Stern verglichen. Wie ein Stern, ohne selbst Einbußen zu erleiden, seine Strahlen aussendet, so hat die Jungfrau ohne Verletzung ihren Sohn geboren. Der Strahl mildert nicht die Helligkeit des Sternes; so hat auch der Sohn die Unversehrtheit der Jungfrau nicht gemindert. Sie ist also jener edle Stern, der aus Jakob hervorging, dessen Strahl die ganze Welt erleuchtet, dessen Glanz in der Höhe schimmert und bis in die Unterwelt dringt; jener Stern, der über die Erde hin leuchtet und mehr die Herzen als die Körper erwärmt, der die Tugend begünstigt, die Laster tilgt. Ja, sie ist der herrlich glänzende Stern, notwendig über dieses große, weite Meer erhoben, glänzend durch Verdienste, leuchtend durch Beispiele. Wer du auch immer seiest: Wenn du merkst, daß du im Strom dieser Welt mehr durch Stürme und Unwetter hin und her getrieben wirst als auf festem Boden wandelst, dann wende deine Augen nicht ab von diesem hellen Sterne, wenn du nicht von den Stürmen verschlungen werden willst. Wenn die Winde der Versuchungen sich erheben und du auf die Klippen der Trübsal stößest, blick auf zu dem Sterne, rufe zu Maria! Wenn Zorn, Habsucht oder Fleischeslust dein Herzensschifflein bedrängt, blick auf zu Maria! Wenn du ob der Größe deiner Sünden bestürzt, durch ein schlechtes Gewissen verwirrt und von Schrecken vor dem Gerichte erfaßt wirst, wenn du im Abgrund der Traurigkeit, im Schlund der Verzweiflung zu versinken drohst, denk an Maria! In Gefahr, in Not und Zweifel denk an Maria, rufe zu Maria! Nie schwinde sie von deinen Lippen, nie schwinde sie aus deinem Herzen! Und damit du ihre hilfreiche Fürbitte erlangst, weiche nicht ab von dem Vorbild ihres Wandels. Wenn du ihr folgst, irrst du nicht vom Wege ab; wenn du zu ihr flehst, brauchst du nicht zu verzweifeln; wenn du an sie denkst, gehst du nicht in die Irre; wenn sie dich hält, kommst du nicht zu Fall; wenn sie dich beschützt, brauchst du nichts zu fürchten; wenn sie dich führt, wirst du nicht müde; wenn sie dir gewogen ist, kommst du ans Ziel; so wirst du an dir selber erfahren, wie es mit Recht heißt: Und der Name der Jungfrau war Maria.- Nachdem dieser ehrwürdige Name schon längst in manchen Teilen des christlichen Erdkreises in besonderer Weise verehrt wurde, verordnete Papst Innozenz XI. anläßlich des herrlichen Sieges, der unter dem Schutze der Jungfrau Maria bei Wien über den grausamen Türkenkönig, den Todfeind der Christenheit, errungen wurde, daß zum ewigen Gedächtnis an diesen großen Gnadenerweis diese Festfeier jedes Jahr in der ganzen Kirche begangen werden solle. 

 Lk. 1:26 - 38
Auslegung des hl. Petrus Chrysogolus:
Geliebteste Brüder! Ihr habt heute gehört, wie ein Engel mit einem Weibe über die Wiederherstellung der Menschheit spricht. Ihr habt vernommen, wie der Mensch auf demselben Wege, auf dem er in den Tod gesunken war, wieder zum Leben zurückkehren soll. Ja, ein Engel verhandelt mit Maria über das Heil, so wie auch ein Engel mit Eva verhandelt hatte über das Verderben. Ihr habt gehört, wie der Engel aus dem Stoffe unseres Fleisches mit unbeschreiblicher Kunst der Majestät Gottes einen Tempel baut. Ihr habt vernommen, daß auf eine unbegreifliche, geheimnisvolle Weise Gott auf die Erde, der Mensch in den Himmel kommen soll. Ihr habt gehört, wie auf eine unerhörte Art in einem Leibe Gott und Mensch vereinigt werden soll. Ihr habt vernommen, wie durch das Wort des Engels die gebrechliche Natur unseres Fleisches die Kraft bekommt, die ganze Majestät der Gottheit zu tragen. Damit die gebrechliche Natur unseres Leibes in Maria nicht erliege vor einer solchen Wucht des göttlichen Wirkens und damit in der Jungfrau, die die Segensfrucht des ganzen Menschengeschlechtes tragen sollte, das zarte Reis nicht breche, darum schickte der Engel zunächst ein Wort voraus, um die Furcht zu bannen; er sprach: Fürchte dich nicht, Maria! Schon vor der eigentlichen Unterredung wird die hohe Würde der Jungfrau kundgetan durch ihren Namen; denn auf Hebräisch heißt sie Maria, in unserer Sprache Herrin. Der Engel nennt sie Herrin, damit von der Mutter des Herrn alle knechtische Frucht weiche; denn die Würde ihres Kindes bewirkte und veranlaßte es, daß sie als Herrin geboren und so genannt wurde. Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade gefunden. Ja, wer Gnade gefunden hat, kennt keine Furcht. Du hast Gnade gefunden. Selig, die allein unter den Menschen und vor allen anderen hören durfte: Du hast Gnade gefunden. Und wie viel Gnade? So viel wie vorher gesagt wurde: Volle Gnade. Ja wahrlich, volle Gnade, die in einem Strome ihr ganzes Wesen überflutete und durchflutete. Du hast Gnade gefunden bei Gott. Als der Engel dies sagte, staunte er selbst, daß entweder das Weib allein oder alle Menschen durch das Weib das Leben verdienten. Der Engel wundert sich, daß der große Gott in den engen Raum des jungfräulichen Schoßes eingehen will, er, für den die ganze Schöpfung zu eng ist. Deshalb zögert auch der Engel und redet zur Jungfrau von ihrem Verdienst, spricht von ihrer Gnade, wagt kaum, seinen Auftrag auszurichten, ja, um das Verständnis zu fördern, bringt er ihn nur nach langem Zögern vor.

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