Mittwoch, 12. April 2017

Kreuzerhöhung (Brevier)

14. September
Lesung 4-9

Als gegen Ende der Regierungszeit des Kaisers Phokas der Perserkönig Ägypten und Afrika eroberte, Jerusalem einnahm und daselbst Tausende von Christen niedermetzelte, da verschleppte er auch das Kreuz Christi, das Helena auf dem Kalvarienberg hatte aufrichten lassen, nach Persien. Heraklius, der Nachfolger des Phokas, suchte infolge des vielen Unglücks im Kriege und der Not Frieden zu schließen, konnte aber mit Chosroas, der ob seiner Siege übermütig geworden war, nicht einmal unter unwürdigen Bedingungen zur Einigung kommen. In dieser höchsten Gefahr nahm er seine Zuflucht zu ständigem Fasten und Beten und flehte mit heißer Inbrunst zu Gott um Hilfe. Auf dessen Eingebung hin rüstete er nochmals ein Heer aus, griff den Feind an und schlug drei Heerführer des Chosroas samt ihren drei Heeren. Infolge dieser Niederlagen ganz gebrochen, ernannte Chosroas auf der Flucht, als er eben über den Tigris setzen wollte, seinen Sohn Medarfes zum Mitregenten. Siroes aber, der älteste Sohn des Chosroas, empfand diese Zurücksetzung sehr bitter und sann darauf, seinen Vater und seinen Bruder zu ermorden. Bald darauf tötete er auch beide, als sie auf der Flucht wieder umkehrten. Er erlangte dann von Heraklius unter gewissen Bedingungen die Königswürde. Die erste davon war, daß er das Kreuz Christi wieder zurückgebe. So wurde also das Kreuz wieder zurückgewonnen, 14 Jahre, nachdem es in den Besitz der Perser gekommen war. Heraklius trug es bei seiner Rückkehr nach Jerusalem unter großer Feierlichkeit auf seinen eigenen Schultern den Berg hinan, auf den der Erlöser es getragen hatte. Dieses Ereignis wurde durch ein glänzendes Wunder verherrlicht. Heraklius, der mit Gold und Edelsteinen geschmückt war, mußte beim Tore, das zum Kalvarienberg führte, Halt machen. Je mehr er sich anstrengte, weiterzugehen, mit desto größerer Macht schien er zurückgehalten zu werden. Heraklius selbst und alle anderen wunderten sich darüber. Da sprach Zacharias, der Bischof von Jerusalem: Kaiser, vielleicht bist du in deinem Siegesgewand beim Tragen des Kreuzes doch zu wenig dem armen, demütigen Jesus Christus ähnlich! Da legte Heraklius sein Prachtgewand ab, zog seine Schuhe aus und ärmliche Kleidung an und konnte nun mit Leichtigkeit den übrigen Weg zurücklegen. So stellte er also das Kreuz auf dem Kalvarienberge an derselben Stelle auf, wo die Perser es weggenommen hatten. Von dieser Zeit an wurde das Fest der Erhöhung des Heiligen Kreuzes, das jedes Jahr am heutigen Tag begangen wurde, noch feierlicher gehalten in Erinnerung daran, daß es von Heraklius an derselben Stelle wieder aufgestellt worden war, an der es zuerst für den Erlöser aufgerichtet worden war.

Predigt des hl. Papstes Leo:
Geliebteste! Da nun Christus am Kreuze erhöht ist, so möge vor den Blicken unseres Geistes nicht nur jenes Bild schweben, das auch vor den Augen der Gottlosen stand, denen durch Moses gesagt wurde: Es wird dein Leben vor deinen Augen hängen, du wirst Tag und Nacht dich fürchten und deinem Leben nicht glauben. Sie konnten nämlich bei der Kreuzigung des Herrn an nichts anderes denken als an ihre Freveltat, und sie hatten Furcht, aber nicht die Furcht, durch die der wahre Glaube gerechtfertigt, sondern durch die das böse Gewissen gequält wird. Unser Verstand aber, den der Geist der Wahrheit erleuchten, möge die Herrlichkeit des Kreuzes, die über Himmel und Erde strahlt, mit reinem, freien Herzen aufnehmen und möge mit innerem Scharfblick zu verstehen suchen was das Wort bedeutet, das der Herr sprach, als er von seinem bevorstehenden Leiden sprach: Jetzt ist das Gericht der Welt, jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgestoßen; und wenn ich von der Erde erhöht sein werde, werde ich alles an mich ziehen. O wunderbare Macht des Kreuzes! Du unaussprechliche Herrlichkeit des Leidens! Hier zeigt sich der Richterstuhl des Herrn, das Gericht der Welt und die Macht des Gekreuzigten. Herr, Du hast alles an dich gezogen. Als du den ganzen Tag deine Hände nach dem ungläubigen, widerspenstigen Volke ausstrecktest, da erhielt die ganze Welt das Verständnis dafür, Deine Majestät zu preisen. Herr, Du hast alles an dich gezogen, als alle Elemente zum Beweis ihres Abscheus vor der Freveltat der Juden das gleiche Urteil fällten, als die Himmelslichter sich verfinsterten, der Tag zur Nacht wurde, die Erde ungewöhnlich bebte und die ganze Schöpfung sich weigerte, den Gottesmördern dienstbar zu sein. Herr, Du hast alles an dich gezogen; denn nachdem der Vorhang des Tempels zerriß, wich das Allerheiligste von den unwürdigen Hohepriestern. Da trat die Wahrheit an die Stelle des Vorbildes, die Offenbarung an die Stelle der Weissagung, das Evangelium an die Stelle des alten Gesetzes. Herr, Du hast alles an dich gezogen. Was in dem einen jüdischen Tempel unter dunklen Vorbildern verhüllt war, das wird nun, da das Geheimnis erfüllt und enthüllt ist, überall von den Völkern in Andacht gefeiert. Nun strahlt in hellerem Glanz der Stand der Leviten, nun ist erhabener die Würde der Vorsteher, nun ist heiliger die Weihe der Priester. Denn Dein Kreuz ist die Quelle alles Segens, die Ursache aller Gnaden. Durch dieses erhalten die Gläubigen Kraft in ihrer Schwachheit, Ruhm nach der Schmach, Leben nach dem Todeszustand. Nun hat die Mannigfaltigkeit der Tieropfer ein Ende und alle verschiedenen Opfergaben finden in der einen Opferfeier Deines Leibes und Blutes ihre Erfüllung; denn Du bist das wahre Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt. Du erfüllst alle geheimnisvollen Vorbilder, und wie nur eine Opferfeier an die Stelle aller Opfer getreten ist, so ist auch nur ein Reich aus allen Völkern geschaffen worden.

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