Mittwoch, 12. April 2017

Hl. Laurentius Justiniani - Vita aus dem Brevier

5. September
Lesung 4-6
Laurentius stammte aus der adeligen Familie Justiniani zu Venedig. Schon als Knabe zeigte er großen Ernst. Unter frommen Übungen verbrachte er seine Jugendjahre. Vom Allweisen Gott zu einer reinen, geistigen Verbindung berufen, trug er sich mit dem Gedanken, das Ordensleben sich zu erwählen. Um sich also im Stillen auf seinen neuen Beruf vorzubereiten, schlief er, von anderen körperlichen Abtötungen ganz abgesehen, auf bloßen Holzstücken. Als er so zwischen den Freuden dieser Welt und der Heirat, die ihm seine Mutter vorschlug, und dem strengen Klosterleben auf der anderen Seite saß und beides gegeneinander abwog, da warf er seinen Blick auf Christus, wie er am Kreuze hing, und sprach: Herr, Du bist meine Hoffnung, hier hast du den sichersten Zufluchtsort für mich begründet; dann eilte er zur Kongregation der Chorherren vom heiligen Georg von Alga. Hier ersann er noch neue Peinigungen und begann einen noch heftigeren Kampf gegen sich selbst wie gegen den grimmigsten Feind; er gönnte sich keinerlei Erholung und betrat nie den Klostergarten und auch nie mehr sein elterliches Haus, außer als er seiner sterbenden Mutter trockenen Auges die letzten Liebesdienste erwies. Mit gleichem Eifer übte er sich im Gehorsam, in der Sanftmut und besonders in der Demut; er wählte sich freiwillig die niedersten Arbeiten im Kloster aus, sammelte an den belebtesten Plätzen der Stadt nicht so sehr Almosen als vielmehr Spott und Hohn, ertrug gelassen und schweigend die zugefügten Schmähungen und Verleumdungen. Seine Stütze war das ununterbrochene Gebet; häufig wurde er dabei den Sinnen entrückt und zu Gott hingezogen; sein Herz brannte vor solcher Liebesglut, daß er sogar die wankenden Mitbrüder zur Beharrlichkeit und zur Liebe Jesu Christi begeistern konnte. Von Eugen IV. wurde er zum Bischof seiner Vaterstadt ernannt; heftig hatte er sich gegen diese Würde gewehrt, bekleidete sie dann aber mit um so größerem Ruhme. Seine gewohnte Lebensweise änderte er aber nicht im geringsten; die Armut, die er stets geübt hatte, behielt er, was die Tafel, die Einrichtung seines Hauses und seine Lagerstätten angeht, stets bei. Klein war die Zahl seiner Diener, da er, wie man sagte, eine noch andere große Familie hatte; damit meinte er die Armen Christi. Jederzeit stand er allen zur Verfügung, zu welcher Stunde man auch kommen wollte. Mit väterlicher Liebe half er allen und scheute nicht, sich selbst Schulden zu machen, um andere in ihrer Not nicht im Stiche zu lassen. Als man ihn fragte, auf wen er dabei vertraue, antwortete er: Auf meinen Herrn; der kann leicht für mich die Schulden bezahlen. Und in der Tat bewies auch die göttliche Vorsehung immer wieder, daß sie sein Vertrauen nicht enttäuschte, und brachte ihm oft unerwartet Hilfe. Er errichtete mehrere Frauenklöster und führte sie unter seiner wachsamen Leitung zu einem Leben der Vollkommenheit. Er gab sich die größte Mühe, die Frauen von aller irdischen Pracht und eitlem Kleiderputz abzubringen, die kirchliche Zucht und Sittlichkeit zu heben. So war er gewiß würdig, von dem bereits erwähnten Papst Eugen in Gegenwart der Kardinäle der Ruhm und die Zierde der Bischöfe genannt zu werden und von dessen Nachfolger Nikolaus V., als dieser die Patriarchenwürde von Grado nach Venedig übertrug, zum ersten Patriarchen von Venedig ernannt zu werden. Er besaß auch die Gabe der Tränen; täglich brachte er dem allmächtigen Gott das Versöhnungsopfer dar. Als er dies in der Weihnachtsnacht tat, durfte er Jesus Christus in der Gestalt eines himmlisch- schönen Kindes schauen. So groß war der Schutz, der von ihm auf seine Herde ausging, daß einmal vom Himmel geoffenbart wurde, durch die Fürsprache und Verdienste des Bischofs sei die Republik gerettet worden. Er besaß auch die Gabe der Weissagung und sagte viele Dinge voraus, die Menschenwissen weit übersteigen. Krankheiten und böse Geister bannte er oftmals durch sein Gebet. Obwohl er fast keine höhere Bildung besaß, schrieb er doch einige Bücher, die himmlische Weisheit und Frömmigkeit atmen. Als er schließlich todkrank war und seine Diener ihm, dem schwerkranken Greis, ein bequemes Bett errichten wollten, lehnte er eine solche Weichlichkeit ab, die doch zu dem harten Kreuz unseres Herrn bei seinem Tode gar nicht passe, und ließ sich auf seine gewohnte Lagerstätte niederlegen. Als er sein Ende nahen fühlte, erhob er seine Augen zum Himmel und sprach: Ich komme zu Dir, guter Jesus; dann entschlief er am 8. Januar selig im Herrn. Daß sein Tod kostbar war, bezeugen die Gesänge der Engel, die mehrere Karthäusermönche vernahmen, ebenso sei heiliger Leichnam, der über zwei Monate unbeerdigt, aber ganz unversehrt und ohne Zeichen von Verwesung blieb und einen lieblichen Wohlgeruch ausströmte- auch das Gesicht blieb rot- und neue Wunder, die nach seinem Tod geschahen. Deshalb nahm ihn Papst Alexander VIII. in das Verzeichnis der Heiligen auf. Innozenz XII. aber bestimmte für die Feier seines Festes den 5. September; an diesem Tag war der Heilige auf den bischöflichen Stuhl erhoben worden.

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