Mittwoch, 1. März 2017

Samstag in der Oktav der Himmelfahrt des Herrn - Papst Leo aus dem Brevier

Lesung 4-6
Aus der Predigt des hl. Papstes Leo
Was an unserem Erlöser sichtbar war, das ist in die heiligen Geheimnisse übergegangen; damit der Glaube vollkommener und fester werde, ist an die Stelle des Schauens die Glaubenslehre getreten; ihr sollen nun die Gläubigen, die vom himmlischen Gnadenlicht erleuchtet wurden, folgen. Diesen Glauben, der durch die Himmelfahrt des Herrn vermehrt und durch die Herabkunft des Heiligen Geistes gestärkt wurde, konnten keine Fesseln, kein Kerker, keine Verbannung, nicht der Hunger, nicht das Feuer, nicht die Zerfleischung durch wilde Tiere, nicht die von grausamen Verfolgern ausgedachten Qualen erschüttern. Für diesen Glauben kämpften überall in der Welt nicht nur Männer, sondern auch Frauen, nicht nur unmündige Knaben, sondern auch zarte Jungfrauen bis zum letzten Blutstropfen. Dieser Glaube trieb Teufel aus, heilte Krankheiten, erweckte Tote zum Leben. Selbst die heiligen Apostel, welche trotz der vielen Wunder und trotz der vielen Predigten beim qualvollen Leiden des Herrn in Verwirrung geraten waren und erst nach langem Zögern an die Wirklichkeit der Auferstehung geglaubt hatten, wurden durch die Auffahrt des Herrn in ihrem Glauben so gekräftigt, daß das, was ihnen früher Furcht eingeflößt hatte, nunmehr ein Grund zur Freude wurde. Denn ihr ganzes Sinnen und Denken war jetzt auf die göttliche Natur dessen gerichtet, der zur rechten des Vaters throhnt. Der Anblick seines Leibes hinderte sie nicht mehr, die ganze Kraft ihres Geistes darauf hinzuwenden, daß er bei seiner Herabkunft sich nicht vom Vater getrennt und auch bei seiner Auffahrt seine Jünger nicht verlassen hatte. Damals, Geliebteste, wurde der Menschensohn auf herrlicher und erhabener Weise als Gottessohn kundgemacht, als er in die Herrlichkeit der Majestät des Vaters zurückkehrte; und seit dem ist er auf eine ganz unaussprechliche Art seiner Gottheit nach uns nahe, während er seiner Menschheit nach von uns ging. Nun konnte der erleuchtete Glaube zu dem dem Vater wesensgleichen Sohn geistigerweise hinzutreten, ohne auf die Berührung mit der leiblichen Wesenheit Christi, durch die er geringer ist als der Vater, verzichten zu müssen. Denn wenn auch die Natur des verklärten Leibes blieb, so wurde doch der Glaube der Jünger dahin gelenkt, wo man den Eingeborenen, der dem Vater gleich ist, nicht leiblicherweise mit der Hand, sondern geistigerweise mit dem Verstande fassen kann. Daher kommt es auch, daß der Herr nach seiner Auferstehung zu Maria Magdalena, die ein Bild der Kirche ist, als sie auf ihn zueilte, um ihn zu berühren, sprach: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater; d.h.: ich will nicht, daß du dich körperlich mir näherst, und nicht daß du mich mit den Sinnen deines Leibes erkennst; auf Höheres verweise ich dich; Größeres bereite ich dir vor; wenn ich zum Vater aufgefahren bin, dann wirst du mich vollkommener und wahrhaftiger berühren; dann wirst du erfassen, was du nicht berührst, und glauben was du nicht siehst.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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