Dienstag, 28. Februar 2017

Freitag in der Oktav von Himmelfahrt - Papst Leo aus dem Brevier

Lesung 4-6
Predigt des hl. Papstes Leo

Geliebteste! Unsere gnadenvolle Erlösung, die der Weltenschöpfer den Preis seines Blutes wert erachtete, ist nun gemäß dem Ratschluß  seiner Erniedrigung von dem Tage seiner leiblichen Geburt an bis zum Ende seines Leidens vollbracht worden. Und wenn auch durch seine Knechtsgestalt viele Zeichen seiner Gottheit hindurchstrahlten, so diente doch sein ganzes Wirken während dieser Zeit hauptsächlich dazu, die Wirklichkeit der von ihm angenommenen Menschennatur zu bezeugen. Nach seinem Leiden aber zerrissen die Bande des Todes; da verlor dieser seine Gewalt, weil er auch an den sich herangemacht hatte, der die Sünde nicht kannte. Da ging die Schwäche in Allmacht, die Sterblichkeit in Unsterblichkeit, die Schmach in Herrlichkeit über; diese offenbarte der Herr Jesus Christus in zahlreichen offenkundigen Erscheinungen vor den Augen vieler, bis er seinen herrlichen Sieg, den er über den Tod errungen, auch in den Himmel hineintrug. Wie also beim Osterfest die Auferstehung des Herrn der Grund unserer Freude war, so ist heute seine Himmelfahrt der Gegenstand unserer Freude; denn wir begehen und feiern in gebührender Weise jenen Tag, an dem unsere niedrige Menschennatur in Christus über die ganze himmlische Heerschar, über alle Chöre der Engel, selbst über die höchsten himmlischen Mächte bis zu Gottes, des Vaters, Thron erhoben wurde. Durch diese glanzvollen Werke Gottes sind wir fest gegründet und auferbaut worden. Die Gnade Gottes sollte um so wundervoller sich zeigen, wenn den Blicken der Menschen entschwand, was mit Recht Ehrfurcht erwecken mußte, und wenn dennoch der Glaube nicht nachließ, die Hoffnung nicht wankte und die Liebe nicht erkaltete. Denn darin zeigt sich die Kraft großer Geister und die Erleuchtung gläubiger Seelen, wenn sie unerschüttlich glauben, was man mit dem Auge des Leibes nicht schauen, und wenn ihre Sehnsucht sich dort hinrichtet, wo der Blick nicht hindringen kann. Wie sollte auch diese fromme Gesinnung in unseren Herzen erwachen, oder wie könnte einer durch den Glauben gerechtfertigt werden, wenn unser Heil nur in dem begründet wäre, was uns vor Augen liegt? Daher hat auch der Herr jenem Manne, der an seiner Auferstehung zweifeln wollte, wenn er nicht an seinem Leibe die Leidensspuren schauen und betasten und prüfen könnte, gesagt: Weil du mich gesehen hast, Thomas, glaubst du; selig, die nicht sehen und doch glauben.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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