Dienstag, 28. März 2017

Hl. Bekenner Kamillus von Lellis - Vita aus dem Brevier

18. Juli
Lesung 4-6
Kamillus wurde zu Bucchianico, einer Stadt in der Diözese Chieti, aus der vornehmen Familie Lelli geboren. Seine Mutter war schon 60 Jahre alt. Als sie seiner Geburt entgegensah, war es ihr im Traum einmal, als habe sie einen Knaben geboren, der das Zeichen des Kreuzes auf der Brust trug und einer Schar von Knaben, die dasselbe Zeichen trugen, vorausging. Als Jüngling ging er zum Militär und folgte eine Zeitlang den weltlichen Gelüsten, bis er in seinem 25. Lebensjahr von einem solchen himmlischen Gnadenlicht und von einem solchen Schmerz über die Beleidigung Gottes erfaßt wurde, daß er auf der Stelle einen reichen Strom von Tränen vergoß und den festen Entschluß faßte, den Schmutz seines früheren Lebens unerbittlich ohne Unterlaß wieder abzuwaschen und einen neuen Menschen anzuziehen. Noch am gleichen Tage, an dem das geschah, am Feste Mariä Reinigung, eilte er zu den Minderen Brüdern, Kapuziner genannt, und bat flehentlich um Aufnahme bei ihnen. Seine Bitte wurde ihm auch zweimal erfüllt; jedoch ein schlimmes Geschwür, an dem er einst gelitten hatte, brach wieder auf an seinem Schenkel; demütig unterwarf er sich der göttlichen Vorsehung, die Größeres mit ihm vorhatte; er überwand sich selbst und legte das Ordensgewand, das er zweimal erbeten und erhalten hatte, zweimal wieder ab. Er ging nach Rom und fand dort im sogenannten Krankenhaus der Unheilbaren Aufnahme. Er führte auch die Verwaltung dieses Hauses, die man ihm wegen seiner erprobten Fähigkeiten übertrug, mit größter Unbescholtenheit und wahrhaft väterlicher Liebe und Sorge. Er betrachtete sich als den Diener aller Kranken und hielt es für seine heilige Pflicht, ihre Betten zu machen, ihnen den Schmutz abzuwaschen, ihre Geschwüre zu heilen und ihnen im Todeskampf mit frommen Gebeten und Zusprüchen beizustehen. Bei allen diesen Arbeiten gab er ein herrliches Beispiel wunderbarer Geduld, unbesiegbarer Ausdauer und heldenhafter Nächstenliebe. Doch merkte er, daß zur Erleichterung der Seelen im letzten Kampf, die sein einziges Ziel war, höhere Bildung von großem Nutzen sei, und so scheute er sich nicht, mit 32 Jahren noch mit den Knaben zusammen die Anfangsgründe der Sprachlehre zu lernen. Später empfing er nach dem vorgeschriebenen Studium die Priesterweihe, suchte sich einige Gefährten und legte so den Grund zu der Genossenschaft der Regularkleriker für den Krankendienst. Vergebens suchte der Feind des menschlichen Geschlechtes Schwierigkeiten zu machen. Denn Kamillus war durch eine himmlische Stimme von einem Bilde des Gekreuzigten aus - Christus selbst löste dabei in staunenswerter Weise die Hände vom Kreuzesbalken und streckte sie ihm entgegen - wunderbar gestärkt worden und erreichte auch vom Apostolischen Stuhl die Bestätigung seines Ordens. Dessen Mitglieder verpflichteten sich durch ein viertes, äußerst schweres Gelübde, selbst die Kranken, die von der Pest ergriffen sind, zu pflegen. Wie sehr diese Gründung Gott wohlgefällig und dem Heil der Seelen nützlich sein werde, bestätigte der heilige Philippus Neri, der der Beichtvater des Kamillus war, da er bezeugte, er habe des öfteren gesehen, wie Engel seinen Schülern, wenn sie den Sterbenden im Todeskampfe beistanden, Trostesworte einsagten. Da er nun durch diese feste Bande sich an den Krankendienst gebunden hatte, wachte er auch mit einer staunenswerten, durch keine Mühen niedergedrückten, vor keiner Lebensgefahr erschreckenden Freudigkeit Tag und Nacht bis zum letzten Atemzug über ihr Wohlergehen. Allen wurde er alles und übernahm mit der größten Herablassung und Bereitwilligkeit gerade die niedrigsten Arbeiten, verrichtete sie meist kniend, als ob er in den Kranken Christus selbst sähe, und war dabei heiteren Herzens und allzeit hilfsbereit. Um den Bedürfnissen aller dienen zu können, legte er freiwillig die Leitung seines Ordens nieder und verzichtete auf die himmlischen Wonnen, die ihm in der Betrachtung reichlich zuteil wurden. Seine väterliche Liebe zu den Unglücklichen zeigte sich ganz besonders, als Rom zuerst von einer ansteckenden Krankheit, dann von einer großen Hungersnot heimgesucht wurde und als zu Nola in Kampanien eine schlimme Seuche wütete. Er glühte so sehr von Liebe zu Gott und dem Nächsten, daß er ein Engel heißen und bei verschiedenen Gefahren auf Reisen die Hilfe der Engel erfahren durfte. Er besaß die Gabe der Weissagung und der Krankenheilung und konnte die Geheimnisse der Herzen durchschauen; auf seine Bitten hin wurde einmal der Speisevorrat vermehrt, ein andermal Wasser in Wein verwandelt. Doch schließlich war er von den Nachtwachen, dem Fasten und den beständigen Mühen aufgerieben; er schien nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen; mutig trug er fünf lästige und langwierige Krankheiten, die er Gnadenerweise des Herrn nannte. Mit den heiligen Sakramenten versehen, entschlief er zu Rom zu der Stunde, die er vorhergesagt, unter Anrufung der süßesten Namen Jesu und Maria selig im Herrn bei den Worten: Möge dir der liebe, freudenvolle Anblick Jesu Christi vergönnt sein. Es war am 14. Juli im Jahre des Heils 1614 in seinem 65. Lebensjahr. Er wurde durch viele Wunder verherrlicht; darum trug ihn Benedikt XIV. in feierlicher Weise ins Verzeichnis der Heiligen ein. Leo XIII. bestellte ihn auf Bitten der Bischöfe der katholischen Welt und auf Vorschlag der Ritenkongregation zum himmlischen Patron aller Krankenhäuser und der Kranken allenthalben und ordnete an, daß sein Name in der Litanei für die Sterbenden angerufen werde.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937) 

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