Dienstag, 28. März 2017

Hl. Bekenner Alexius - Hl. Papst Gregor aus dem Brevier

17. Juli
Lesung 5-6
Aus dem Buch des hl. Papstes Gregor über Sittenfragen
Des Gerechten Einfalt wird verlacht. Die Weisheit dieser Welt besteht darin, daß man sein Inneres mit Absicht verhüllt, hinter schönen Worten seine wahre Gesinnung verbirgt, das Falsche als wahr, das Wahre als falsch hinstellt. Diese Kunst lernt die Jugend schon durch stete Übung; die Kinder wird sie gelehrt um entgelt; wer sie beherrscht, ist stolz darauf und verachtet die anderen; wer sie nicht kennt, staunt untertänig und furchtsam andere deswegen an. Diese schlimme Doppelzüngigkeit ist bei ihnen beliebt; sie geben ihr einen schönen Namen und nennen diese Verkehrtheit des Herzens Bildung. Sie legt ihren Verehrern auf, nach den höchsten Ehrenstellen zu streben, an eitlem, zeitlichem Ruhm, sobald sie ihn erlangt, sich zu freuen, die von anderen erlittenen unbilden tausendfach wieder heimzuzahlen, soweit die Kraft reicht, keionem Widerstande zu weichen, und wenn die Kraft fehlt, durch erheucheltes Wohlwollen das anzustreben, was man durch Bosheit nicht erreichen kann. Dagegen besteht die Weisheit der Gerechten darin, nichts zum Schein zu tun, seine wahre Gesinnung offen zu zeigen, die Wahrheit, wie sie ist, zu lieben, alle Falschheit zu meiden, ohne Hoffnung auf Belohnung Gutes zu tun, lieber Unrecht zu leiden als zu tun, keine Unbill zu rächen und es als Gewinn zu betrachten, wenn man für die Wahrheit Schmach dulden darf. Diese Einfalt der Gerechten wird verlacht. Bei den Weisen dieser Welt gilt echte Tugend eben als Torheit. Alles, was man ohne Sünde tun kann, halten sie ohne Zweifel für töricht; jede Handlung die die Wahrheit billigt, erscheint der menschlichen Weisheit als verkehrt. Denn was scheint der Welt törichter, als seine innere Gesinnung offen zu zeigen, nichts mit listiger Überlegung zu heucheln, keine Beleidigung mit neuem Unrecht zu vergelten, für die Verleumder sogar zu beten, die Armut zu suche, seinen Besitz herzugeben, dem Räuber keinen Widerstand zu leisten, dem, der einen schlägt, auch noch die andere Wange hinzureichen

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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