16. Juli
Lesung 4-6
Als am heiligen Pfingstfeste die Apostel vom Heiligen Geiste erfüllt,
in verschiedenen Sprachen redeten und unter Anrufung des heiligsten
Namens Jesu viele Wunder wirkten, da erkannten, so wird berichtet, auch
sehr viele Männer, die den Spuren der heiligen Propheten Elias und
Eliseus gefolgt und durch die Predigt des heiligen Johannes des Täufers
auf die Ankunft Christi vorbereitet waren, die Wahrheit und nahmen
sofort den Glauben und die frohe Botschaft an; sie begannen nun, die
heiligste Jungfrau, mit der sie reden und in beglückender Weise
zusammensein konnten, mit solcher Innigkeit zu verehren, daß sie zuerst
an der Stelle des Berges Karmel, wo Elias einst die aufsteigende Wolke,
das leuchtende Vorbild der heiligen Jungfrau, geschaut hatte, dieser
reinsten Jungfrau eine Kapelle erbauten. In dieser neuen Kapelle kamen sie oft am Tage zusammen und verehrten
durch fromme Übungen, in Gebeten und Gesängen die heiligste Jungfrau als
die besondere Beschützerin ihres Ordens. Darum nannte man sie auch
allenthalben Brüder der heiligen Jungfrau Maria vom Berge Karmel. Diese
Bezeichnung haben die Päpste nicht nur bestätigt, sondern sie haben auch
besondere Ablässe denen verliehen, die den Orden oder einzelne Brüder
so nannten. Die hehrste Jungfrau lieh dem Orden jedoch nicht nur den
Namen und ihren Schutz, sondern verlieh ihm auch noch als besondere
Auszeichnung das heilige Skapulier. Sie überreichte es dem heiligen
Simon von England; durch dieses himmlische Gewand sollte dieser heilige
Orden von anderen sich unterscheiden und vor drohenden Gefahren
beschützt werden. Der Orden war in Europa zunächst unbekannt und viele
verlangten von Honorius III. dessen Aufhebung. Die heiligste Jungfrau
Maria erschien jedoch dem Honorius in der Nacht und gab ihm deutlich zu
verstehen, er solle sich des Ordens und seiner Mitglieder in Güte
annehmen. Doch nicht nur in dieser Welt zeichnete die allerseligste Jungfrau
den ihr so teuren Orden mit vielen Vorzügen aus; es ist auch ein frommer
Glaube, daß sie, die durch ihre Macht und ihre Güte überall so viel
vermag, auch in der anderen Welt ihren Kindern, die der
Skapulierbruderschaft angehören, etwas Enthaltsamkeit üben, die
vorgeschriebenen wenigen Gebete regelmäßig verrichten und standesgemäße
Keuschheit bewahren, in ihrer mütterlichen Liebe Trost spendet, wenn sie
im Fegefeuer leiden müssen, und sie durch ihre mächtige Fürsprache
möglichst schnell in das himmlische Vaterhaus führt. Da dieser Orden
also mit so vielen großen Hulderweisen überhäuft wurde, setzte er den
feierlichen Gedächtnistag der seligsten Jungfrau ein, der für ewige
Zeiten jedes Jahr zu ihrem Ruhme festlich begangen wird.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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