Mittwoch, 15. März 2017

2. Tag in der Oktav des Herz-Jesu-Festes - Hl. Chrysostomus aus dem Brevier

Lesung 7-9
Joh. 19, 31-37
Auslegung des hl. Johannes Chrysotomus

Siehst du, wie machtvoll die Wahrheit ist? Durch die Leidenschaft der Juden wird die Prophezeiung erfüllt. Noch eine andere Weissagung erfüllte sich. Die Soldaten kamen nämlich den anderen die Gebeine, bei Christus aber taten sie es nicht. Den Juden zuliebe durchbohrten sie vielmehr seine Seite mit einer Lanze und schändeten so noch seinen Leichnam. Was war das für eine abscheuliche Freveltat! Doch rege dich nicht auf darüber, wende dich nicht ab, mein Lieber! Was sie in ihrer Boheit taten, war ein Dienst an der Wahrheit. Es gab ja eine Verheißung: Sie werden schauen auf den, den sie durchbohrt haben. Und nicht nur das. Was sie taten, war auch für die späteren Ungläubigen ein Beweis, so für Thomas und ähnliche. zudem vollzog sich hier auch ein unaussprechliches Geheimnis. Es floß blut und Wasser heraus. Nicht ohne Ursache, nicht zufällig flossen diese Quellen; aus diesen beiden wurde die Kirche gebildet. Das wissen die Getauften, die im Wasser wiedergeboren sind, die mit seinem Fleisch und blut sich nähren. Hier nahmen diese Geheimnisse ihren anfang; wenn du dich dem ehrwürdigen Tranke nahst, mußt du so herantreten, als wolltest du aus seiner Seite trinken. Und der es gesehen hat bezeugt es, und sein Zeugnis ist wahr. Das heißt: Nicht von anderen habe ich es gehört, sondern ich selbst war dabei und habe es gesehen. Und mein Zeugnis ist wahr. Ja, er hat recht. Er erzählte schmachvolle, nicht große, wunderbare Dinge; sonst könntest du dagegen Verdacht hegen. Der Apostel berichtet genau im Einzelnen, was geschehen ist. Er verstopft so den Häretikern den Mund, er weist hin auf die nahenden Geheimnisse, er kündet die reichen Schätze, die sie enthalten. Es erfüllte sich das Schriftwort: Sie sollen kein Bein an ihm zerbrechen. wohl ist das vom Osterlamm der juden gesagt; doch dies war das Vorbild, das der Wahrheit vorausging; in christus wurde es ganz erfüllt. Deshalb führt er das Wort des Propheten an. Wenn er sich selbst als Zeugen angeführt hätte, wäre er nicht von allen als glaubwürdig angesehen worden. Deshalb führte er Moses an und zeigte damit, daß es nicht zufällig geschah, sondern daß es schon längst in der Schrift vorhergekündet war. Darum heißt es: Sie sollen kein Bein an ihm zerbrechen. Damit schaffte er auch dem Propheten wieder mehr Glaubwürdigkeit. Dies sage ich, so denkt er, damit ihr wisset, welch große Übereinstimmung zwischen dem Vorbild und seiner Erfüllung besteht. Siehst du, wie sehr er sich bemüht, daß das Schändliche, das Schimpfliche Glauben findet? Denn wenn ein Leichnam durch einen Soldaten geschändet wurde, so war das weit schlimmer, als wenn er gekreuzigt wurde. Dennoch berichte ich es, so will er sagen, und ich berichte es ganz genau, damit ihr glaubt. Darum soll niemand den Glauben verweigern! Niemand soll aus Scham unserer Sache schaden! Denn was uns der größte Schimpf zu sein scheint, das ist für uns das größte Glück und die größte Ehre.


(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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