Montag, 27. Februar 2017

Passionssonntag - Hl. Papst Gregor

Lesung 7-9
Johannes 8, 46-59

Auslegung des hl. Papstes Gregor
Geliebteste Brüder! Denkt daran wie sanftmütig Gott ist! Er war gekommen, die Sünden zu vergeben, und sagte: Wer aus euch kann mich einer Sünde beschuldigen? Er hält es seiner nicht für unwürdig, mit Vernunftsgründen zu beweisen, daß er kein Sünder ist, er, der in der Kraft seiner Gottheit die Sünder rechtfertigen konnte. Aber dennoch spricht er das nachfolgende furchtbare Wort: Wer aus Gott ist der hört Gottes Wort; darum hört ihr es nicht, weil ihr nicht aus Gott seid. Wenn also nur der Gottes Wort hört, der aus Gott ist, und jeder der nicht aus Gott ist, sein Wort nicht hören kann, so frage sich jeder selbst, ob er im Herzen Gottes Wort vernimmt; dann wird er sehen aus wem er ist. Die ewige Wahrheit gebietet, sich nach dem himmlischen Vaterlande zu sehnen, die fleischlichen Gelüste zu unterdrücken, den Ehren der Welt auszuweichen, nicht nach fremdem Gute zu verlangen und von dem Eigenen dem anderen gerne mitzuteilen. Jeder von euch mag also für sich überlegen, ob diese Stimme in seinem Inneren laut geworden ist. Dann wird er schon sehen, ob er aus Gott ist. Denn es gibt manche, die nicht einmal mit ihren leiblichen Ohren die Gebote Gottes hören wollen. Und es gibt solche, die sie wohl äußerlich anhören, ohne sie mit innerer Freude aufzunehmen. Und es gibt manche, die das Wort gerne anhören und darüber sogar in Reuetränen zerfließen; aber sobald diese vertrocknet sind, fallen sie wieder in ihre Sünden zurück. Die hören sichen nicht auf Gottes Wort, die es nicht auch in Werken zur Ausführung bringen wollen. Laßt also, geliebteste Brüder, euer Leben vor eurem geistigen Auge vorüberziehen und beherzigt es wohl und zittert vor dem Worte der ewigen Wahrheit: Darum hört ihr es nicht, weil ihr nicht aus Gott seid. Doch was die ewige Wahrheit von den Verworfenen sagt, das beweisen diese selbst von sich durch ihre sündhaften Werke. Denn es heißt weiter: Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht mit Recht, daß du ein Samariter bist und vom Teufel besessen bist? Vernehmen wir doch, was der Herr auf eine solche Lästerung erwidert: Ich bin nicht vom Teufel besessen, sondern ich ehre meinen Vater; ihr aber entehret mich. Das Wort Samariter bezeichnet in unserer Sprache einen Wächter; er ist aber im wahren Sinne ein Wächter. Von ihm sagt der Psalmist: Wenn der Herr die Stadt nicht bewacht, dann wachen die Wächter umsonst. Und von Isaias wird ihm zugerufen: Wächter, wie weit ist es in der Nacht? Darum wollte der Herr nicht antworten: Ich bin kein Samariter; sondern er sagte nur: Ich bin nicht vom Teufel besessen. Zweierlei hatten sie ihm vorgeworfen, das eine wieß er zurück, das andere gab er stillschweigend zu.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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