Montag, 27. Februar 2017

4. Fastensonntag - Hl. Augustinus aus dem Brevier

Lesung 7-9
Joh. 6,1-15

Auslegung des hl. Bischofs Augustinus
Die Wunder die unser Herr Jesus Christus wirkte, sind gewiß göttliche Werke und mahnen den Menschengeist, aus den sichtbaren Werken Gott zu erkennen. Denn er ist kein Wesen, das mit Augen geschaut werden kann. Da die Wunder, durch die er die ganze Welt regiert und alle Geschöpfe leitet, infolge ihrer Häufigkeit an Wertschätzung verlieren, so daß fast keiner mehr seine Aufmerksamkeit auf die wunderbaren und staunenswerte Werke Gottes in jedem einzelnen Samenkorn richten will, darum hat er sich in seiner Barmherzigkeit einige vorbehalten, die er zu gelegener Zeit abweichend vom gewöhnlichen Lauf und Gang der Natur zur Ausführung bringt. Beim Anblick dieser zwar nicht größeren, wohl aber ungewohnten Werke sollen die zum Staunen kommen, für sie das alltägliche seinen Reiz verloren hat. Denn die Regierung der ganzen Welt ist ein größeres Wunder, als die Sättigung von 5000 Menschen durch 5 Brote. Und doch wundert sich darüber niemand; über das letztere aber staunen die Menschen, nicht weil es größer ist, sondern weil es selten ist. Denn wer ernährt auch heute noch die ganze Welt, wenn nicht der, welcher aus wenigen Körnern die Saaten hervorbringt? Er hat also gewirkt, wie Gott es tut. Denn wie Gott aus einigen Samenkörnern reiche Saaten  wachsen läßt, so vermehrte er die 5 Brote in seinen Händen; denn diese Macht lag in den Händen Christi. Jene 5 Brote aber waren gleichsam Samenkörner, die zwar nicht der Erde anvertraut, aber von dem, der die Erde erschaffen, vermehrt wurden. Das also bietet sich unseren Sinnen dar, damit unser Geist angeregt werde, das spielt sich vor unseren Augen ab, damit unser Verstand geübt werde, auf daß wir den unsichtbaren Gott in seinen sichtbaren Werken bewundern und zum Glauben angeregt und, durch den Glauben geläutert, von dem Wunsche beseelt werden, den Unsichtbaren selbst zu schauen, den wir aus den sichtbaren Dingen als den Unsichtbaren erkennen können. Doch es ist nicht genug, die Wunder Christi bloß von dieser Seite zu betrachten. wir müssen die Wunder selbst befragen, was sie uns von Chritus sagen; denn sie haben, recht verstanden, ihre eigene Sprache. Weil Christus selbst das Wort Gottes ist, so ist auch jede Handlung dieses Wortes für uns ein Wort Gottes.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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