Dienstag, 28. Februar 2017

Palmsonntag - Hl. Ambrosius aus dem Brevier

Lesung 7-9
Matth. 21, 1-9

Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius

Es hat eine schöne Bedeutung, daß der Herr, als er die Juden verlassen und in den Herzen der Heiden Wohnung nehmen wollte, zum Tempel hinaufstieg. Denn das ist der wahre Tempel, wenn dort der Herr nicht nach dem Buchstaben, sondern im Geiste angebetet wird. Das ist der Tempel Gottes, wenn ihn die Kette der Glaubenswahrheiten, nicht ein Steinbau begründet. Die ihn haßten, die wurden also verlassen, und erwählt wurden die, die ihn lieben werden. Deswegen kam er zum Ölberge, um auf die Höhe der Tugend neue Ölbäumchen zu pflanzen, die aus jenem Jerusalem stammen, das droben ist. Auf diesem Berge ist jener himmlische Landmann tätig, damit alle, die im Hause Gottes eingepflanzt sind, Mann für Mann sagen können: Ich aber bin wie ein fruchtbarer Ölbaum im Hause des Herrn. Vielleicht ist Christus selbst dieser Berg. Denn wer sonst könnte diese Früchte hervorbringen an den Ölbäumen, die sich nicht biegen ob der Überfülle süßer Beeren, sondern wegen der Fülle des Geistes unter den Völkern? Er ist es durch den wir emporsteigen und zu dem wir hinaufsteigen. Er ist die Tür; er ist der Weg, er ist es, der geöffnet wird und der uns öffnet, bei dem die Eintretenen anklopfen, den die anbeten, die es verdient haben. In dem Flecken war also ein Füllen mit einer Eselin, und zwar war es angebunden; nur auf Befehl des Herrn konnte es losgebunden werden. Die Hand der Apostel band es los. Das war eine sinnvolle Handlung, eine lebensbringende Tat, ein Liebesdienst. Sei auch du so, daß du gefesselte lösen kannst. Jetzt wollen wir noch betrachten, wer die waren, die nach der Aufdeckung der Sünde aus dem Paradiese verstoßen und in einen Flecken verbannt wurden. Und du siehst, wie das Leben die zurückruft, die der Tod vertrieben hatte. Deswegen lesen wir bei Matthäus von einer Eselin und einem Füllen; so wie in zwei Menschen beide Geschlechter verstoßen wurden, so sollten in zwei Tieren die beiden Geschlechter wieder zurückgerufen werden. Er deutet also dort mit der Eselin gleichsam Eva in ihrer Verirrung an; mit dem Füllen hier aber wies er auf die Gesamtheit der Heidenvölker hin; darum saß er auf dem Füllen einer Eselin, auf dem, wie richtig bemerkt wird, noch niemand gesessen hatte. Denn vor Christus hatte noch keiner die Völker der Heiden zur Kirche berufen. Schließlich heißt es bei Markus: Auf dem noch kein Mensch gesessen hat.
 (aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen