Dienstag, 28. Februar 2017

2. Sonntag nach Ostern - hl. Papst Gregor aus dem Brevier

Lesung 7-9
Joh. 10, 11-16

Auslegung des hl. Papstes Gregor
Geliebteste Brüder! In dem soebenen vorgelesenen Evangelium habt ihr vernommen, was ihr beherzigen sollt, aber auch welche Verantwortung wir tragen. Denn jener, der nicht aus Zufall, sondern seinem Wesen nach gut ist, sagt von sich selbst: Ich bin der gute Hirt. Und er fügt auch gleich ein Beispiel an, wie seine Güte sich zeigt, worin auch wir ihn nachahmen sollen: Der gute Hirt gibt sein Leben für seine Schafe. Er selbst hat getan, was er gelehrt hat; er hat wirklich gezeigt, was er geboten hat. Der gute Hirt hat sein Leben für seine Schafe hingegeben und er teilt uns in unserem Sakrament sein Fleisch und Blut mit und sättigt die Schafe, die er erkauft hat, mit der Speise seines eigenen Fleisches. So ist uns also der Weg gezeigt, den wir in der Verachtung des Todes wandeln, und das Vorbild ist aufgestellt, das wir in uns ausprägen sollen. Unsere erste Pflicht ist, unsere äußeren Güter mitleidsvoll für seine Schafe zu verwenden, die zweite, nötigenfalls auch unser Leben für diese Schafe zu opfern. Von der ersten geringeren Pflicht gelangt man zu der zweiten größeren. Da aber die Seele, durch die wir leben, unvergleichlich wertvoller ist als alle zeitliche Habe, die wir nur äußerlich besitzen, wann wird einer für seine Schafe sein Leben opfern, wenn er für sie nicht einmal zeitliche Güter hingibt? Und doch gibt es manche, die den irdischen Besitz mehr lieben als die Schäflein. Solche verdienen auch nicht den Namen eines Hirten; von ihnen heißt es anschließend; der Mietling aber, der kein Hirt ist, und dem die Schafe nicht angehören, sieht den Wolf kommen, verläßt die Schafe und flieht. Nicht Hirt, sondern Mietling wird der genannt, der die Schafe des Herrn nicht aus innerer Liebe, sondern nur Gewinnsucht weidet. Mietling nämlich ist der, welcher das Hirtenamt bekleidet, aber um das Heil der Seelen nicht besorgt ist, sondern nur zeitlichen Vorteilen nachjagt, der nur an äußeren Ehren Freude hat, sich mit zeitlichem Überfluß mästet und der ihm von den Menschen bezeugten Hochachtung sich glücklich fühlt.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937

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