Mittwoch, 1. Februar 2017

Mittwoch nach dem 2. Fastensonntag - hl. Bischof Ambrosius aus dem Brevier

1.-3. Lesung

Matth. 20,17-28
Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius

Schaut was die Mutter der Söhne des Zebedäus mit ihren Söhnen und für ihre Söhne erbittet! Sie ist Mutter und daher auf die Ehre ihrer Söhne bedacht. In ihren Wünschen ist sie etwas unbescheiden, doch ist diese Unbescheidenheit verzeihlich. Sie ist ja eine Mutter schon vorgerückten Alters, frommen Sinnes, die sich ihres Trostes beraubt sieht. In ihrem Alter, da sie die Hilfe und Unterstützung ihrer erwachsenen Söhne so nötig hätte, ließ sie diese fortziehen und achtete die Auszeichnung ihrer Söhne, wenn sie Christus folgten, höher als ihr eigenes Wohl. Wir lesen ja, wie sie auf den ersten Ruf des Herrn hin ihre Netze und ihren Vater verlassen hatten und ihm gefolgt waren. In ihrem Übereifer und ihrer allzu großen Muttersorge flehte sie also den Heiland an: Laß diese, meine zwei Söhne in deinem Reiche, einen zu deiner Rechten und den anderen zu deiner Linken den Platz einnehmen. Diese Bitte war wohl verfehlt, doch geschah der Fehler aus Liebe. Denn ein Mutterherz kennt keine Schranken; und wenn sie auch allzuviel begehrte, so war ihr Begehren doch leicht verzeihlich; denn sie wollte nicht Geld, sondern Gnade. Auch ist ihre Bitte nicht unverschämt; denn sie wollte nicht für sich, sondern nur für ihre Söhne sorgen. Ihr müsst euch die Mutter vorstellen, immer an die Mutter denken! Christus nahm Rücksicht auf die Liebe der Mutter, die in der Auszeichnung ihrer Söhne der Trost für ihr vorgerücktes Alter suchte. Wohl verschmachtete sie fast vor mütterlicher Sehnsucht, und dennoch ließ sie ihre geliebten Söhne ziehen. Bedenkt ferner, daß es eine Frau ist, d.h. das schwache Geschlecht, das der Herr durch sein Leiden noch nicht gestärkt hatte. Bedenket, sage ich, daß diese Frau eine Tochter Evas, des ersten Weibes ist, daß sie fehlte in Folge der ersten ungezügelten Begierlichkeit, die auf alle übergegangen war; der Herr hatte sie noch nicht mit seinem Blute erlöst; Christus hatte noch nicht das den Herzen aller eingewurzelte übermäßige, unberechtigte Verlangen nach Ehre durch sein Blut erstickt. Die Frau fiel also in einen ererbten Fehler.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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