Mittwoch, 1. Februar 2017

Dienstag nach dem 2. Fastensonntag - hl. Hieronymus aus dem Brevier

1.-3. Lesung
Matth. 23, 1-12
Auslegung des hl. Priesters Hieronymus

Wer ist sanftmütiger, wer gütiger als unser Herr? Er wird von den Pharisäern belästigt; ihre hinterlistigen Pläne werden zuschanden gemacht, gemäß dem Psalmisten: Ihre Pfeile sind wie Pfeile von Kindern. Und dennoch ermahnt er wegen der Würde der Priester und ihres Amtes das Volk, sich ihnen zu unterwerfen und nicht auf ihre Werke, sondern auf ihre Lehre zu achten. Wenn er aber sagt: Auf dem Lehrstuhle des Moses sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer, da meint er mit dem Ausdruck Lehrstuhl die Lehre des Gesetzes. Daher müssen wir auch das Psalmwort: Er sitzt nicht auf dem Stuhle des Verderbens, und die Stelle im Evangelium: Er warf die Stühle der Taubenhändler um, von der Lehrtätigkeit selbst verstehen. Sie bürden nämlich schwere und unerträgliche Lasten auf und legen sie auf die Schultern der Menschen; sie selbst aber wollen dieselben mit ihrem Finger nicht bewegen. Das sagt er allgemein gegen alle Lehrer, die Schweres verlangen, aber selbst nicht einmal das Geringere tun. Zu beachten ist jedoch, das die Ausdrücke; Schulter, Finger, Lasten, Bänder, mit welchen diese Lasten angebunden werden, geistig zu verstehen sind. Alle ihre Werke tun sie, um von den Menschen gesehen zu werden. Wer also alles nur in der Absicht tut, um von den Menschen gesehen zu werden, der ist ein Schriftgelehrter und Pharisäer. Sie machen sich breite Gebetsriemen und lange Quasten; sie haben gern die ersten Plätze bei den Gastmählern und die ersten Sitze in den Synagogen; sie lassen sich gern auf dem Markte grüßen und von den Menschen Meister nennen. Wehe uns Elenden, wenn die Laster der Pharisäer auf uns übergegangen sind! Als der Herr die Vorschrift des Gesetzes durch Moses gab, da fügte er zuletzt noch hinzu: Binde dir das Gesetz an die Hand und halte es unverrückt vor Augen. Der Sinn ist: Meine Gesetze sollst du stets bei der Hand haben, um sie im Werke zu erfüllen; sie sollen dir stets vor Augen sein, auf daß du Tag und Nacht sie betrachtest. Dies legten nun die Pharisäer falsch aus und schrieben auf Denkzettel die zehn Gebote des Moses, d.h. die zehn Sätze des Gesetzes, falteten sie zusammen und hefteten sie an die Stirne und machten sich so eine Art Kranz um ihr Haupt, sodaß sie stets vor ihren Augen schwebten.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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