15. Mai 
4.-6. Lesung
Johannes Baptist de la Salle stammte aus einer vornehmen Familie in 
Reims; schon als Knabe zeigte er durch sein Betragen und sein Handeln, 
daß er für den Dienst des Herrn bestimmt war und daß er sich einst durch
 große Heiligkeit auszeichnen werde. Als Jüngling widmete er sich auf 
der Akademie in Reims dem Studium der Wissenschaften, namentlich der 
Philosophie. Obwohl er wegen seiner guten Charaktereigenschaften und 
wegen seines sonnigen anziehenden Gemütes bei allen beliebt war, hielt 
er sich dennoch von seinen Altersgenossen fern; er wollte lieber allein 
sein, um so sich leichter Gott hingeben zu können. Schon früh trat er in
 den geistlichen Stand und wurde mit 16 Jahren unter die Domherrn von 
Reims aufgenommen. Er begab sich nach Paris, um dort an der Sorbonne 
Theologie zu studieren, und trat in das Seminar des heiligen Sulpitius 
ein. Doch bald darauf verlor er seine Eltern; da sah er sich gezwungen, 
nach Hause zurückzukehren, um die Erziehung seiner Brüder zu übernehmen.
 Obwohl er in der Zwischenzeit das Studium der Theologie nicht aufgab, 
löste er diese Aufgabe mit bestem Erfolg, wie der Ausgang bewies. Endlich wurde er zum Priester geweiht. Voll freudigen Glaubens und 
glühender Liebe trat er zum ersten Male an den Altar, und mit der 
gleichen Glaubensfreudigkeit und Liebesglut feierte er die heilige 
Handlung alle Tage seines Lebens. Von brennendem Seeleneifer getrieben, 
widmete er sich nun ganz der Arbeit am Heil der Seelen. Er übernahm die 
Leitung der Schwestern vom Kinde Jesu, die sich mit der Erziehung von 
Mädchen befaßten; er leitete diese Genossenschaft mit großer Klugheit 
und rettete sie vor dem Untergang. Dann wandte er sich mehr der 
Erziehung von Knaben aus dem Volke zu und suchte sie in der christlichen
 Lehre zu unterrichten und zu einem guten Leben anzuleiten. Gerade dafür
 hatte Gott ihn ausersehen; er sollte in der Kirche eine neue 
Ordensgenossenschaft gründen und sollte so für lange Zeit in wirksamer 
Weise für den Unterricht der Knaben, insbesondere der ärmeren, sorgen. 
Diese von der göttlichen Vorsehung ihm gestellte Aufgabe löste er 
glücklich trotz vieler Hindernisse und großer Schwierigkeiten. Er 
gründete eine Vereinigung von Brüdern und nannte sie Schulbrüder. Mit den Männern, die sich ihm für seine wichtige, schwierige Arbeit 
anschlossen, wohnte er zunächst noch in seinem eigenen Hause; bald 
siedelten sie jedoch in ein geeigneteres Gebäude über. Er führte sie in 
bester Weise in seine Lebensform ein, gab ihnen eine Regel und weise 
Konstitutionen, die später von Benedikt XIII. bestätigt wurden. In 
seiner Demut und seiner Liebe zur Armut verzichtete er auf seine Stelle 
als Domherr und verteilte seinen ganzen Besitz an die Armen. Später 
legte er, nachdem er es mehrmals vergeblich vesucht hatte, auch die 
Leitung seiner Genossenschaft freiwillig nieder. Aber er ließ nicht das 
Geringste nach, für seine Brüder und für die vielerorts bereits 
gegründeten Schulen zu sorgen, und wollte nur um so eifriger einzig Gott
 dienen. Unablässig tötete er sich ab durch Fasten, Geißelungen und 
andere strenge Übungen; ganze Nächte brachte er im Gebete zu. Er 
zeichnete sich aus durch allseitige Tugend, besonders durch Gehorsam, 
durch das Verlangen, stets den Willen Gottes zu erfüllen, durch Liebe 
und Verehrung gegen den Apostolischen Stuhl; reich an Verdiensten 
entschlief er schließlich nach Empfang der heiligen Sakramente im Herrn 
im Alter von 68 Jahren. Papst Leo XIII. nahm ihn in das Verzeichnis der 
Seligen auf. Als er dann durch neue Wunder verherrlicht wurde, schenkte 
er ihm im Jubiläumsjahr 1900 die Ehren der Heiligen.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937) 
 
 
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