13. Mai
4.-6. Lesung
Robert stammte aus dem Patriziergeschlecht der Bellarmini zu
Montepulciano; er hatte eine sehr fromme Mutter, Cynthia Cervini, eine
Schwester des Papstes Marzellus II. Schon früh zeichnete er sich durch
große Frömmigkeit und Sittenreinheit aus; er hatte nur den einen Wunsch,
Gott zu gefallen und Seelen für Christus zu gewinnen. In seiner
Vaterstadt besuchte er das Kolleg der Jesuiten und erntete ob seiner
Begabung und seiner Bescheidenheit vieles Lob. Mit 18 Jahren trat er zu
Rom in diese Ordensgesellschaft ein und wurde nun für alle ein Vorbild
in den klösterlichen Tugenden. Nach Beendigung der philosophischen
Studien in Rom wurde er zum Studium der Theologie zunächst nach Florenz,
dann nach Monreale und später nach Padua gesandt. Schließlich kam er
nach Löwen; obwohl noch kein Priester, versah er hier schon mit
wunderbarem Erfolge das Amt eines Predigers. Zu Löwen vollendete er
seine theologische Ausbildung und wurde dort auch zum Priester geweiht.
Dort trug er auch die Theologie so vorzüglich vor, daß er viele
Irrgläubige in den Schoß der Kirche zurückführte und als Theologe in
ganz Europa gefeiert wurde. Der heilige Bischof Karl von
Mailand und andere baten dringend, er solle zu ihnen kommen. Auf Wunsch des Papstes Gregor XIII. wurde er nach Rom gerufen und
übernahm im Römischen Kolleg den Lehrstuhl für Apologetik. Dort wurde er
auch zum Lehrer im geistlichen Leben bestellt und wurde so auch dem
engelgleichen Jüngling Aloisius Führer auf dem Weg der Heiligkeit. Eine
Zeitlang leitete er das Römische Kolleg, dann die Ordensprovinz von
Neapel, ganz im Geiste des heiligen Ignatius. Wiederum nach Rom
zurückgekehrt, wurde er von Klemens VIII. zu wichtigen Geschäften in der
Leitung der Kirche beigezogen, zum größten Segen für die katholische
Sache. Bald darauf wurde er, gegen seinen Willen, obwohl er sich
sträubte, in das Kardinalskollegium aufgenommen. Der Papst selbst
erklärte öffentlich, daß es damals keinen in der Kirche Gottes gab, der
ihm an Wissen gleichgekommen wäre. Von dem genannten Papste wurde er
auch zum Bischof geweiht und leitete drei jahre lang die Erzdiözese
Kapua in ganz heiligmäßiger Weise. Dann legte er dieses Amt wieder
nieder und lebte nun bis zu seinem Tod in Rom. Stets war er ein
uneigennütziger und treuer Berater des Papstes. Er gab auch viele
ausgezeichnete Schriften heraus und erwarb sich damit vor allem das
Verdienst, daß er nach dem Vorbild des heiligen Thomas entsprechend den
Bedürfnissen seiner Zeit durch die unwiderstehliche Wucht seiner
Beweisführung und durch eine große Fülle von Belegstellen aus der
Heiligen Schrift und aus dem reichen Schatz der Kirchenväter die neuen
Irrlehren überwand; er war auch ein entschlossener Vorkämpfer für die
katholische Überlieferung und für die Rechte des Papstes. Auch mehrere
kleinere Erbauungschriften gab er heraus und vor allem seinen goldenen
Katechismus. Trotz seiner Überlastung mit anderen wichtigen Arbeiten
ließ er es sich zu Kapua und auch zu Rom nicht nehmen, Kinder und
Unwissende darin zu unterrichten. Ein gleichaltriger Kardinal sagte
einmal, Robert sei eigens von Gott gesandt, die Katholiken zu lehren,
die Frommen zu leiten, die Irrgläubigen abzuwehren. Der heilige Franz
von Sales nannte ihn eine Quelle der Weisheit; Papst Benedikt XIV.
bezeichnete ihn als den Hammer der Irrgläubigen, und Bendikt XV. stellte
ihn allen, die die katholische Religion verbreiten und verteidigen, als
Vorbild hin. Er war ein Eiferer für die Ordenszucht und hielt sich auch noch als
Kardinal in vorbildlicher Weise daran. Er wollte keinen Besitz, der über
das Notwendige hinausging. Er war mit wenigen Dienern, mit geringem
Aufwand, mit bescheidener Kleidung zufrieden. Er suchte nicht seine
Verwandten zu bereichern und ließ sich nur mit Mühe dazu bewegen, das
eine oder das andere Mal ihnen in der Not beizuspringen. Von sich selbst
dachte er sehr gering und besaß eine wunderbare Herzenseinfalt. Die
Gottesmutter verehrte er in besonderer Weise; viele Stunden brachte er
täglich im Gebete zu. Er aß nur wenig; dreimal in der Woche fastete er.
Gegen sich selbst war er stets sehr streng, gegen den Nächsten aber voll
Liebe und wurde sehr häufig Vater der Armen genannt. Mit Eifer war er
darauf bedacht, daß er seine Taufunschuld auch nicht durch einen kleinen
Makel beschmutzte. Fast 80 Jahre alt, fiel er im Ordenshause neben der
Kirche des heiligen Andreas auf dem Quirinal in eine schwere Krankheit;
nun glänzten seine Tugenden nur noch heller. Im Sterben standen ihm
Papst Gregor XV. und mehrere Kardinäle zur Seite, voll Trauer, daß diese
Säule der Kirche nun fallen müsse. Am Tag der Stigmatisation des
heiligen Franziskus, deren allgemeine Gedächtnisfeier er veranlaßt
hatte, entschlief er im Herrn im Jahre 1621. An seinem Leichenbegängnis
beteiligte sich die ganze Stadt; alle bezeichneten ihn einstimmig als
einen Heiligen. Papst Pius XI. hat ihn zuerst selig und dann heilig
gesprochen; bald darauf hat er ihn auf Vorschlag der heiligen
Ritenkongregation zum Lehrer der allgemeinen Kirche erklärt. Sein Leib
wird in Rom in der Kirche des heiligen Ignatius neben der Grabstätte des
heiligen Aloisius, wie er es selbst gewünscht hatte, fromm verehrt.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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